
BERND SCHMIDT
Pilzlryrische Myzelierungen
© by Bernd Schmidt, Graz 2015.
Der Fliegenpilz
Zwar das Design des Fliegenpilzes
wirkt nicht so recht mehr up to date.
Das fade Rot und Weiß des Filzes,
es trachtet niederträchtig vor sich hin.
Man merkt:
Dass er allein im Walde steht,
ist seines Daseins schwacher Sinn …
Der Herrenpilz
Der Herrenpilz tut sehr blasiert.
Daran lässt, leider, sich nicht rütteln.
Die Köche in den weißen Kitteln,
die schikaniert er ungeniert.
Doch peinlich ist es, ein Malheur,
glitscht er zuletzt aus der Sauciere.
Die Trüffeln
In schwarzer Art, in grauer oder weißer:
An ihnen scheiden sich die Geister.
Besonders olfaktorisch ein Problem,
riecht manches Exemplar nicht angenehm …
Egal ist das den Schweinen oder Hunden:
Den Jägern müssen sie nicht munden.
Der Pfifferling
Der Pfifferling des Ruhms entbehrt:
Er ist kaum einen Pfifferling wert.
Der Fußpilz
Mitnichten wird sehr hoch gehandelt,
was unversehens den Fuß verschandelt,
und dann, nach schmerzvoll’n Episoden,
den Träger stempelt zum Maroden.
Die Theorie, sie ist stets grau.
Isst man ihn heiß, kalt oder lau?
Damit der Fußpilz gut gelinge,
fehlt es uns leider am Know-How.
(Mit Dressing, Würze oder Sauce …?)
Man hat es lieber fußpilzlos.
Der Atompilz
Die letzte Suppe ist es,
die er uns verdirbt,
wenn leuchtend er das
Pilz-Armageddon verkündet.
Atompilz, letzter Ausweg, du,
finaler Appetizer des
allgemeinen Untergangs …
Der Knollenblätterpilz
Er säh‘ dem Parasol, dem Schirmpilz,
ach! so ähnlich. Sagt man.
Doch liegt im kleinen Unterschied
gerade hier
ein großer in der Wirkung
streng verborgen.
Ob Knollenblätter- oder Par-:
Erst der Verzehr gewährt uns letzte Einsicht.
Der Halimasch
Es wacht in dunkler, schwarzer Nacht
der Halimasch, der Halimasch.
Worauf er wartet, dort im Moos?
(Das Warten ist sein trübes Los.)
Worauf er wartet, dort?
Auf Reimes Wort! Auf Reimes Wort –
Der Seitling
Den Seitling gibt es vieler Arten.
Und auch die Farben variieren.
Doch soll man ihn sogleich servieren:
Den Seitling lässt man ungern warten!
Der Birkenpilz
Zwar nicht ganz Herrenpilz, doch immerhin,
den Birkenpilz zu finden, bringt Gewinn.
Sein Anblick schon ist eine Freude
und lässt des Sammlers Herz hoch schlagen.
(Vielleicht ist’s morgen dann ein Herren-.
Inzwischen woll’n den Birken- wir verzehren!)
Der Champion
Weil man ihn züchtet, gilt er nicht als rar.
Doch ist ihm das im Grunde ganz egal.
Uns auch. Und so ist er im schlimmsten Fall
die Beilage zu Sauce tatare …
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