
Die letzte
Braut
oder
Himmlischer
Tourismus.
Von fingierten Wallfahrten
und vorgeblichen Pilgerreisen.
Eine Erzählung bizarrer Art von
Bernd Schmidt
© by Bernd Schmidt, Graz 2014.
Hoch von gnadenreicher Stelle
Winkt die Schenke und Kapelle. –
Aus dem Tale zu der Höhe,
In dem seligen Gedränge
Andachtsvoller Christenmenge
Fühlt man froh des andern Nähe;
Denn hervor aus Herz und Munde,
Aus der Seele tiefstem Grunde
Haucht sich warm und innig an
Pilgerin und Pilgersmann. –
Wilhelm Busch, Die fromme Helene.
Zwölftes Kapitel
*
1
Die Idee, dem alten Schneeberger zu seinem 73. Geburtstag, nur weil er den just beim gemeinsamen Urlaub auf Kuba feierte, eine knappe Stunde mit einer jungen Prostituierten zu schenken, stellte sich im Nachhinein als keine glückliche heraus. Der Schneeberger Max, seines Zeichens gewesener Wirt „Zum weißen Lamm“ und bis zuletzt rühriges Mitglied im Pfarrgemeinderat von St. Anna ob der Thießen, lag nämlich frühmorgens danach tot im Hotelzimmer, wo er wohl schon einige Stunden zuvor seinen letzten Schnaufer getan hatte. Von Concepcíon, so hieß die knapp 20jährige kubanische Nutte (angeblich), und von Maxens Portemonnaie fehlten jede Spur. Und auch sonst herrschte ein ziemliches Durcheinander.
Die Kollegen von der Rosenkranz-Runde machten sich intensive Vorwürfe, wie man sich vorstellen kann. Handelte es sich bei ihnen doch quasi um lauter glaubensfeste Honoratioren gesetzten Alters aus dem Ort St. Anna ob der Thießen in der schönen Oststeiermark.
Zum schlechten Gewissen gegenüber dem dahingegangenen Freund und Bundesgenossen gesellten sich die durchaus drängenden Fragen, wie man das ganze Unglück der Familie des Toten möglichst schonend beibringen würde können. (Nicht nur der Frau, der Notburga, die jetzt Witwe war, sondern auch den drei erwachsenen Kindern und ihrem Anhang, dann dem Herrn Pfarrer Josef Mitterlehner und, nicht zu vergessen, auch der heiligen Mutter Gottes. Schließlich -)
Das alles freilich schien den toten Max ziemlich unbeeindruckt zu lassen, wie er da in seinem Hotelbett im „Fleur de luxe“ in La Habana vieja, der Altstadt von Havanna also, lag und tot war.
Nein, es war keine gute Idee gewesen.
Überhaupt: Warum hatten sie diesmal unbedingt nach Kuba fliegen müssen?! Hätte es nicht – ausnahmsweise – wieder einmal eine echte Busreise nach Lourdes oder Fátima getan?! (Gut, einigermaßen unbequem, lang und anstrengend; aber immerhin: dem Pilgergedanken entsprechend und den teuren katholischen Idealen verpflichtet: Demütig! Fromm! Gottgefällig!)
Nein, Kuba hatte es sein müssen … Havanna, also nicht einmal das altehrwürdige Santiago de Cuba, im Südwesten von Guantánamo gelegen!
Und warum?
Weil der Sohn vom alten Brunnleitner Schorsch, der Kevin, der im Reisebüro Nordlicht in der Bezirkshauptstadt angestellt war, ihnen unbedingt die Karibik-Destination ‚reindrücken hatte müssen? Oder weil die alten Krauterer einmal noch was (angeblich) Tolles erleben wollten? So mit Mojito-Trinken bis zum Abwinken in La Bodeguita del Medio, in der legendären Bar also, wo sich dereinst schon der alte Ernest Hemingway hochprozentig abfüllen hatte lassen? Ein paar hübsche Huren abschleppen (in einem Land, wo es die Prostitution offiziell gar nicht gab, der Hotel-Strich unter Mithilfe von Geheimdienst und Security-Leuten jedoch erstaunlich florierte)? Überhaupt – warum auf die immer noch stock-kommunistische Insel Kuba (auch wenn sich, gottlob!, auf dem Gebiet der Privatisierung einiges tat)? Am Ende nur wegen des guten Rums und der Zigarren?
Schuld war eigentlich der Felbinger Franz gewesen, der großspurige Gebrauchtwagenhändler mit der VW- und Porsche-Vertretung. Der Frauenheld und ewig flotte Junggeselle hatte aus heiterem Himmel eine erkleckliche Erbschaft gemacht, und daran wollte er, von christlicher Nächstenliebe beseelt (oder was), seine Spezis teilhaben lassen; ihnen auch einmal was Schönes gönnen. Also hatte er vorgeschlagen, sie würden, acht Mann hoch, in die Karibik jetten (wie er es ausdrückte)! Seine Freunde sollten ihm lediglich das zahlen, was sie für den unbequemen Scheißbus in irgendeine spanische oder französische Marien-Destination oder zu einer passenden Pilgerstätte in Niederbayern oder in Kroatien ausgeben hätten müssen. (Man einigte sich der Einfachheit halber gleich auf Santiago de Compostela.) Den Rest würde er, Felbinger, übernehmen. Er habe es ja.
Der Felbinger war nämlich einer von denen, die, einmal kurzfristig zu Geld gekommen, tatsächlich damit herum warfen wie mit dem sprichwörtlichen Heu. Der wäre, Depp, der er nun einmal war, vermutlich dazu imstand gewesen, sich, wenn er den Namen schon einmal gehört gehabt hätte, eine Omelette aus Fabergé-Eiern zu bestellt!
So einer war das.
Man zauderte nicht, entwarf im Extrastüberl vom „Weißen Lamm“ die nötigen Reisepläne, bereitete natürlich auch alles für die Pseudo-Fahrt vor, für die fingierte Busreise nach Santiago de Compostela, und schwelgte schon eifrig in Vorfreude auf das, was da kommen möge. (Im Namen des Herrn!)
Den Herrn Pfarrer Mitterlehner wollte man diesmal übrigens besser nicht mitnehmen.
2
Die Männer von der Rosenkranz-Runde aus St. Anna ob der Thießen hatten sich ein recht ansehnliches System aufgebaut, eine Art Netzwerk, mit Helfern und Agenten in verschiedenen religiös-touristischen Zentren – nah wie fern. Und das schon Jahre hindurch.
Begonnen hatte es noch unter dem alten geistlichen Rat, Pfarrer Engelbert Hitzinger, in den 1970ern. Und weitergegangen war es recht flott (und sogar mit noch entfernteren, prominenteren Zielen im Ausland!) unter seinem Nachfolger, dem Georg A. Stieger, sowie dann später unter Monsignore Willibald Lepuschitz. Doch auch der noch verhältnismäßig neue, junge Pfarrer Josef Mitterlehner war bisher keinesfalls ein Spielverderber gewesen und hatte schon bei mancher dieser weitgehend frommen Unternehmungen mitgemacht.
Nur die Havanna-Tour fand, wie erwähnt, ohne ihn und seinen Segen statt …
Die mehr oder minder untreuen Ehemänner und Freunde ihrer angeblich so braven Gefährtinnen in St. Anna ob der Thießen hatten sich über die diversen Wallfahrtsorte (etwa das spanische Santiago de Compostela, den Endpunkt des berühmten Jakobs-Wegs) und besonders über spezielle Gegenden, wo Marien-Erscheinungen registriert worden waren – von Dietrichswalde in Deutschland, Fátima in Portugal oder Notre Dame du Laus und Lourdes in Frankreich bis Medjugorje in Herzegowina – ausgiebig schlau gemacht. Und sie hätten mit Sicherheit auch noch die prominente location mit in ihre Überlegungen einbezogen, an der die Madonna von Guadalupe, dort, am Hügel Tepeya, am Stadtrand des heutigen Mexiko City, im Dezember anno 1531 erschienen sein soll. Ja, sie hätten die berühmte Nacional Basílica de la Santissima María de Guadalupe ohne weiters (zumindest für später einmal) ins Auge gefasst – sollte es um eine sakrale Destination gehen oder um eine profane Ausrede.
Ja, sie hatten sich also entsprechend instruieren lassen, hauptsächlich vom Lehrer (und Organisten) Emmerich Gottlieb Dinkelhauser, einem Fachmann in verschiedenen heiligen Dingen, der jedoch auch Grenzwertigem, ja: Apokryphem und Ketzerischem gegenüber nicht so ganz abgeneigt war, wie man im Dorf zu munkeln wusste … Er hatte ihnen erzählt von den diversen Visionen, Prophezeiungen und Erscheinungen der heiligen Mutter Gottes; auch davon, wie sich die Himmelskönigin meist einfachen, ja: armen Leuten offenbart habe oder auch Kindern, so Mélanie Calvrat und Maximin Giroud in La Salette oder Bernadette Soubirous in Lourdes … Und über die katholischen Beurteilungsformeln hatte er referiert, vom Constat de supernaturalite, dem heiß ersehnten Satz aus Rom, dass sich da oder dort tatsächlich etwas Übernatürliches ereignet habe oder noch ereigne; doch auch vom Zweifel, dem non constat de supernaturalite; und schließlich vom niederschmetternden Entscheid, constat de non supernaturalitate, wenn also fest stand, dass es sich bei einem Phänomen nicht um etwas Überirdisches handle, sondern bloß um irgendwelche hübsche Wolkenknäuel mit olfaktorischer Begleitmusik …
Er, Dinkelhauser, hatte ihnen auch den Standpunkt der zeitlich jüngsten aus der Papstreihe zu diesen Dingen erläutert; er sprach wortreich über den großen Marien-Verehrer Johannes Paul II. (und bei dieser Gelegenheit auch über das polnische Nationalheiligtum, die Schwarze Madonna von Tschenstochau, ein Marienbild byzantinischer Herkunft aus dem 14. Jahrhundert) sowie von der Position Benedikts XVI. Und er schränkte auch gleich ein, dass man die Haltung des neuen Papstes, Franziskus, leider noch nicht so genau kenne; vielleicht wiche sie von der Karol Wojtylas und Joseph Ratzingers ab? Immerhin, dieser Jorge Mario Bergoglio aus Buenos Aires war ja Jesuit …
Den Männern von St. Anna ob der Thießen ging es, das war auch dem eifrigen Dinkelhauser alsbald klar geworden, freilich weniger darum, ob sich an bestimmten Orten Wunder ereigneten, ob Scharlatanerie vorherrschte, es sich um Okkultismus drehte oder irgendwer unter Halluzinationen leide; die Honoratioren aus dem Pfarrgemeinderat und aus der Rosenkranz-Runde von St. Anna ob der Thießen wollten bloß weg vom ehelichen Herd (und Bett), dorthin, wo noch das Abenteuer rief – egal, ob im Namen des Herrn oder eher weniger …
*
Der wichtigste Schritt, und er war vor einigen Jahrzehnten schon gesetzt worden, hatte darin bestanden, ein spezielles Netzwerk aufzubauen. Die ungetreuen, geilen und zumindest abenteuerlustigen Pfarrgemeinderäte aus St. Anna ob der Thießen hatten sukzessive Gehilfen, Agenten gleichsam und Kommissionäre angeheuert, die, ihrerseits in diversen exponierten sakralen Orten oder in deren Nähe wohnend, einen Teil der logistischen Verantwortung zu tragen hatten bei den nicht selten skurrilen Scheinmanövern. Wenn also die Honoratioren in Wahrheit zu einem Puff in Wiener Neustadt (oder Marseille oder gar Paris) pilgerten, pro forma jedoch in Bad Tölz, Lourdes oder Maria Zell ihre Exerzitien abhielten.
Da mussten lange vorher geschriebene Briefe, auch Post- und Ansichtskarten (später zudem sogar glaubhaft wirkende E-Mails) erst an eine Scheinadresse abgesetzt werden, damit sie dann, zum gewünschten Zeitpunkt, von irgendwo ins heimatliche St. Anna ob der Thießen flattern konnten wie der bekannte Vogel mit dem Brief der Mutter im Schnabel. Und das in aller Regel gegen gute Bezahlung – mitunter auch mit einer entsprechenden Gegenleistung in ähnlicher Art verbunden, wie es die empfangene Hilfestellung gewesen war. (Denn auch anderswo versuchten durchaus aufrechte Pfarrgemeinderäte, weitgehend fromme Marien-Verehrer und ähnliche, sonst die meiste Zeit durchaus integer vor sich hin lebende Kirchgänger und Familienmenschen das eine oder andere Mal dem dörflichen – und natürlich auch dem ehelichen – Trott zu entfliehen!)
Die entsprechend vordatierten Briefe waren übrigens inhaltlich meist von ausgesprochener Beiläufigkeit gekennzeichnet; verständlich, wollte man sich schließlich nicht durch irgendwelche unvorhersehbare Ereignisse (welt-)politischer, kirchlicher oder persönlicher Art um die aktuelle Glaubwürdigkeit bringen lassen. So besonders intensiv und von Fakten strotzend verliefen zudem auch die üblichen Gespräche in den Häusern von St. Anna ob der Thießen unter der Zeit nicht, als dass die nunmehrige Inhaltskargheit besonders aufgefallen wäre.
Kurz: Dieses Networking im Kleinen hätte es durchaus aufnehmen können mit dem, was CV (katholischer Kartellverband) oder BSA (Bund Sozialistischer Akademiker) leisteten, mit den Aktivitäten der guten alten Freimaurer oder mit dem, was sogenannte Schlagende Verbindungen oder ultrarechte Gruppierungen, was die Schlaraffen oder andere Organisationen für ihre Mitglieder so alles taten, erfüllt von saftigstem Corps-Geist. Nur eben im Großen.
Allerdings – eine Panne, wie sie der tragische Tod des alten Schneeberger Max in den Armen der knackigen Conceptíon nun einmal darstellte, eine solche Panne war, weißgott!, nicht vorgesehen gewesen! Nein, dieser Unfall war, sozusagen, echter Vorsehung geschuldet (oder dem Zufall?) und befand sich somit abseits des recht raffinierten Systems der Netzwerke und Lügen.
Doch alles liege ja, sagte zumindest immer wieder ihr verehrter Herr Pfarrer Josef Mitterlehner, in Gottes Hand. Amen.
Die Burgl Schneeberger würde sich dennoch ziemlich wundern, erhielte sie irgendwann nach dem Begräbnis des per Flugzeug aus Kuba überführten toten Ehemanns eine hübsche Karte aus Santiago de Compostela, des Inhalts: „Hier ist es sehr schön, und die Wallfahrt ist ein großer Erfolg …“
3
Nun, was die Pfarrgemeinderäte von St. Anna ob der Thießen da abzogen die ganze Zeit, das war fraglos eine mittlere Sauerei! Nicht nur, dass sie die jeweilige Auszeit ziemlich liberal (um nicht zu sagen: gottlos!) konsumierten, herumsoffen und -hurten nach Herzenslust und sich um die guten Sitten keinen Deut kümmerten, sie verwendeten immerhin auch ziemlich viel Geld und Ideen für die praktische Durchführung ihrer Schein-Wallfahrten und vorgetäuschten Pilgerreisen. Geld und Ideen, die sie an anderer Stelle wiederum schmerzlich vermissen ließen.
Außerdem wirkten die Vergnügungsurlaube, so strapaziös sie im Einzelnen auch sein mochten, wie eine Droge: Der nächste Ausflug sollte noch gewagter, noch bombastischer, noch unverschämter werden! Ihren Vorstellungen waren dabei kaum mehr irgendwelche Grenzen gesetzt! Es galten die Regeln des Spitzensports: Schneller, höher, weiter …
Es war ein regelrechter Taumel, in den die sonst so mittelprächtig wackeren Männer von St. Anna ob der Thießen verfielen. Wie Junkies, erhitzen Gemüts und nach Stoff darbend; irgendwo, wie im Entzug vor sich hin zitternd, am Wegrand von Wallfahrt und Pilgerreise …
Kleinen, doch feinen Genüssen immer stärker entwöhnt, musste die Dosis der Reize von Mal zu Mal gefährlich erhöht werden. Und der vom maßlosen Felbinger Franz, von diesem halbseidenen Gebrauchtwagenhändler und zum Teil durchaus üblen Geschäftemacher, anlässlich seiner Erbschaft forcierte unglückliche Kuba-Trip setzte allem bis dato Dagewesenen sozusagen die Krone auf. Und die, nämlich die Kronen-Zeitung, also das gleichnamige, im Allgemeinen wenig zimperliche Boulevard-Blatt, deckte zu schlechter Letzt auch noch die Falsifikationen durch all die Jahre mit einem Schlag seiner schlagkräftigen Lokalredakteure auf.
Jetzt hatten die Honoratioren von St. Anna ob der Thießen wohl tatsächlich den Scherben auf.
*
Doch wollen wir hier noch einmal Gnade vor Recht ergehen lassen; den ursprünglich so unternehmungslustigen Männern vom Pfarrgemeinderat gegenüber nämlich. Denn ihre Ehefrauen und Freundinnen, Lebenspartnerinnen und Herzdamen, sie waren schon längst ebenfalls auf ein ähnliches Spiel mit mindestens doppeltem Boden gekommen; und sie spielten es auch.
Was dem sogenannten starken Geschlecht die fingierten Wallfahrten und Pilgerreisen (mit Ausnahme von ein paar tatsächlich absolvierten) nach Santiago de Compostela oder nach Fátima waren, nach Notre Dame du Laus oder nach Medjugorje, waren dem nicht minder sogenannten schönen Geschlecht Ausflüge nach Bad Tölz oder Maria Lankowitz, nach Lourdes oder Maria Zell; und auch die führten die frommen Mitglieder der Legio Mariä und die übrigen regen Pfarrgemeinderätinnen längst nicht alle tatsächlich zu den angekündigten Zielen. Nein, nein! Übrigens, da hatten nicht selten auch die aktuellen Pfarrköchinnen ihre regen Hände im Spiel; erst die legendäre Rosalia Schlingmayr, später die Schilling Genoveva und die Buchegger Christl. Vor gar nicht allzu langer Zeit auch kurz die taffe Pastoral-Assistentin Chantal Pfurzberger, bevor sie wenig ehrenvoll (und schwanger) gehen hatte müssen und den Dienst quittieren. Und zuletzt wohl auch die resolut den Kochlöffel schwingende dralle Bertha Siebenteufel, die stets so ideenreich für den Pfarrer Josef Mitterlehner aufkochte.
Kurz und gut, die Frauen aus St. Anna ob der Thießen, die Burgl Schneeberger, die Jaksch Zenzl oder die Oberndorfer Marie (und wie sie noch alle hießen), hatten also ebenfalls ihre süßen diesbezüglichen Geheimnisse. Und die hießen Helga, Ferdinand oder Monika und lebten, meist ein dreiviertel Jahr nach den rundum erfolgreichen Wallfahrten geboren, bald schon als ihre Töchter und Söhne unter und mit ihnen und den angeblichen, nämlich den einheimischen Vätern …
Auch bei den Frauen hatte sich mancher Eindruck in der gelösten Atmosphäre einer gemeinsamen Unternehmung, wie sie so ein kurzer oder längerer Ausflug immerhin ist, entsprechend segensreich ausgewirkt. Doch, doch.
Und auch die braven, sonst wohl eher biederen Dorfbewohnerinnen hatten da per Brief oder Ansichtskarte so manche – meist freilich eher beiläufige und nicht zu genau konturierte – Botschaft an die lieben daheimgebliebenen Männer abschicken lassen, mittels ihres diesbezüglich ebenfalls durchaus bestens funktionierenden Netzwerks, das über Freundinnen und Geschlechtsgenossinnen in den internationalen Wallfahrtsorten und Pilgerstätten funktionierte … Ja, sie hatten da schon allesamt einiges drauf, die frommen Ehefrauen und Freundinnen!
Ach ja! Wäre da die leidige Sache mit dem Schneeberger Max in Havanna nicht gewesen, zudem im Anschluss dazu dann der ganze, enorm aufgebauschte Skandal nach den hämischen Zeitungsberichten und dem ganzen gottlosen Medienrummel, wer weiß, wie lange die munteren Reise-Unternehmungen des Pfarrgemeinderats von St. Anna ob der Thießen (und seiner Brüder- und Schwestergemeinden) noch floriert hätten!
Überhaupt, das Wallfahren, das Pilgern und die Reisen an religiös determinierte Destinationen und als schier heilig geltende Orte hatte eben etwas wundersam Menschliches an sich.
E N D E
Quellen und Literatur (Auswahl):
Bibliographisches Institut (Hg.), Weltbild Taschenlexikon in 10 Bänden. Mannheim 2006.
Friedrich Bohne (Hg.), Wilhelm Busch. Gesamtausgabe in vier Bänden. Wiesbaden o. J.
Evelyn Finger/Christiane Florin/Patrik Schwarz, Der frohe Botschafter. In: Dossier Glauben & Zweifeln. Die Zeit, 5. Dezember 2013. Hamburg 2013.
Fischer Verlag (Hg.), Der neue Fischer Weltalmanach 2013. Frankfurt am Main 2012.
Tobias Hauser, Magisches Cuba. München 2000.
Inernet.
N. N., Vornamen von A bis Z. Über 10.000 Namen. Ein Lexikon mit Erläuterungen zu Herkunft und Bedeutung. Köln o. J.
Martin Staudinger/Robert Treichler, Heiliger Bimbam! In: Profil. Das unabhängige Nachrichtenmagazin Österreichs. Rückblick 2013. Wien 2013.