
Das trügerische
Smiley
oder
Auch Schrödingers
Katze lebt gefährlich
Obskure Erwägungen
und skurrile Codes von
Bernd Schmidt
© by Bernd Schmidt, Graz 2015/2016.
Rem penitus explorabo; prius, enim digito
tangam, ait uxor, quam dormivero.
(Der Sache will ich auf den Grund kommen,
sagte das Weib, denn ich will sie mit dem
Finger berühren, noch bevor ich heute Nacht
zu Bett gehe.)
Lawrence Sterne, Tristram Shandy, IV. Buch
*
Iwan Jakowlewitsch war aber mehr tot als lebendig:
er erkannte, dass die Nase dem Kollegienassessor
Kowaljow gehörte, den er jeden Mittwoch und
Sonntag zu rasieren pflegte.
Nikolai Gogol, Die Nase
*
Was die Nase der Jungfrau Maria betrifft –
nun ja. Juan Diego hatte sie entdeckt; sie lag
neben einem Kniekissen für die zweite
Bankreihe.
John Irving, Straße der Wunder
*
Nasenfragen
Eigentlich wäre an seiner Nase gar nichts weiter auszusetzen gewesen. Schon eher hätte man an ihm insgesamt diverse Korrekturen vornehmen sollen. In der Tat! (Auf die Gefahr hin, ihn auf manches gleichsam erst mit der Nase stoßen lassen zu müssen; wie ihm auch immer wieder angeraten wurde, sich endlich einmal selbst an die Nase zu fassen.) Kurz: Er brauchte die Rolle des alten, eigenartigen Zausels erst gar nicht zu spielen – er war einer.
Allerdings geht es gar nicht (zumindest in erster Linie nicht) um ihn. Nein.
Immerhin: Das Geruchsorgan des knapp 70jährigen schien noch irgendwie so weit in Ordnung zu sein. Und wenn wir jetzt nicht sogleich an Lawrence Sternes „Tristram Shandy“ und dort wiederum an den kuriosen Zeitgenossen Slawkenbergius dächten (warum immer wir dies auch tun [oder aber nicht tun] sollten, wir tun es!), so könnten wir die leidige Nasensache sogleich wieder abtun. Als Nebensächlichkeit abtun. Abhaken.
Zudem: Emoticons (exakter gesagt: emotional icons), wie das berühmte Smiley, verfügen streng genommen überhaupt über keine Nase. Ja, über einen Strich ( – ) vielleicht, der zur Not für eine solche stehen könnte (wie die zwei Punkte für die Augen [ : ], die Klammer [ ) ] für den Mund.)
Und hier nähern wir uns auch schon dem eigentlich Unangenehmen an der ganzen leidigen Geschichte. Denn dieser Tage erhielt er wieder ein E-Mail auf seinen privaten Computer appliziert, daheim also und nichtsahnend. (Wäre solches noch zu seinen aktiven Zeiten als Beamter passiert, frage nicht! Da hätte es was gegeben! [Und vielleicht hätte er es sogar verstanden, dass ihm da – – -. Oder auch nicht. Immerhin – – –])
Nein. So geht das nicht.
Wir müssen von ihm, um den es sich hier möglicherweise ohnehin nur am Rande dreht (was sich allerdings erst noch zeigen wird, allmählich [oder auch nicht …]), wir müssen von ihm, den wir der Einfachheit halber (und weil er so heißt) Konrad Arbiter Schmunch nennen wollen, also, wir müssen von diesem kuriosen Typen, der zu allem Überfluss durch Jahrzehnte und zuletzt, bis zu seiner Pensionierung, dann als Amtsrat sein tägliches Brot verdient hatte, zunächst einmal – zumindest vorübergehend – fast völlig absehen. Und dies durch Dinge bedingt, die uns wichtiger erscheinen als dieser Schmunch selbst.
Doch: Wir kommen noch zurück auf ihn. Keine Angst, er geht uns – und Ihnen – schon nicht verloren, dieser Amtsrat a. D. Konrad Arbiter Schmunch. Und: Versprochen, wir werden uns ganz bestimmt mit ihm auseinandersetzen. Wir werden uns beschäftigen mit dem kuriosen, fast 70jährigen Schmunch. Und mit dem ominösen E-Mail samt dem es abschließenden teuflischen Emoticon. Ja, doch!
Im Gegenzug, also und sozusagen: Schmunch-los, wollen wir uns jetzt indes der Nase (ganz allgemein, der quasi ordinären Nase [nasus, -i, m.; im vorliegenden Fall: nasus vulgaris m.]) zuwenden; und später auch dem Philosophen Baruch de Spinoza. Letzterem indes stärker aus der Sicht Betrand Russells als aus der Johann Wolfgang von Goethes.
Und an Jean Paul werden wir zudem erinnern.
Vielleicht, ja, doch, können wir uns auch ein wenig mit Jean-Paul Sartre und den Existenzialisten beschäftigen. Und mit Michel de Montaigne, mit Sebastian Brant – – –
Zunächst freilich rückt uns die Nase von ganz wo anders ins Blickfeld; und auch da weniger über den legendären Cyrano de Bergerac (des Edmond Rostand, 1897) alias Gérard Depardieu. Nein, vielmehr nähert sich uns die Nase bedrohlich von drei Seiten her: einmal, wie anfangs schon kurz angedeutet, in Lawrence Sternes schelmischem Roman „Das Leben und die Ansichten Tristram Shandys“ (1760 ff.); das zweite Mal in Nikolai Gogols Novelle „Die Nase“ (aus den „Petersburger Erzählungen“, 1836); Nummer drei: in John Irvings Roman „Straße der Wunder“ (2015; deutsch: 2016).
Beim Iren Sterne interessiert uns in erster Linie die recht bizarre Episode um den (zugegeben: ein wenig Cyrano-ähnlich angelegten) mit einem ausgeprägten Zinken ausgestatteten Fremden namens Hafen Slawkenbergius de Nasis, dessen Gesichtserker aufs erste Hinschauen schon (quasi von Weitem) und einem indiskreten Sendboten gleichend, eine starke erotische Ausstrahlung emittiert; besonders, weil der so nackte und völlig ungeschützte Anblick dieser Nase unter Garantie, zumindest mehr oder weniger keusche Frauenaugen zu erregen imstande ist. Denn eine schier elementare, beinahe schon stofflich wahrnehmbare Sinnlichkeit, so scheint es, übermittelt dieses bedenkenlos, ein wenig frivol sogar zur Schau gestellte Organ des Slawkenbergius allemal. Schwingungen scheinen vom enormen Riechorgan dieses Fremdlings auszugehen, oder Strahlungen eben, gebündelt und weitgehend unübersehbar sowie vital spürbar gemacht; wie Röntgenstrahlen oder gar atomare Entladungen …
„Wie die Nase des Mannes, so sein Johannes“, weiß der Volksmund zu reimen. Und auch die oben erwähnten, mehr oder weniger keusch-biederen Damen, die jungen wie die älteren und sogar die ganz alten, können sich kaum des Bannes erwehren, in den sie die gewaltige Nase des Fremden a tempo schlägt; und so, als ob just dieser Rüssel ihr Los sei; wie der von ihm in den höchsten Tönen gelobte Herr Hauptmann allem Anschein nach das des vorlauten Dieners Jakob in Denis Diderots „Jacques le Fataliste et son Maître“, ediert 1798 (deutsch: „Jakob und sein Herr oder Der Glaube an das Walten des Schicksals“).
Slawkenbergius jedenfalls muss nicht prahlen und bramarbasieren auf Teufel komm ‚raus, er trägt die Trophäe späterer Eroberungen auf dem Schlachtfeld der Liebe – so zweifelhaft die auch immer sein mögen – erwartungsgemäß vorab schon zentral und unübersehbar im Gesicht. Beinahe schon exhibitionistisch. Und somit – ungewollt und ziemlich anachronistisch dazu – an die Lebensrealität des Erfolgsschriftstellers Stefan Zweig gemahnend. (Ob das alles nun mit Magnetismus zu tun hat oder mit der Großwetterlage, egal …)
So viel zu Sterne.
Beim Russen Gogol wiederum ist es die Erzählung „Die Nase“, die da zunächst vom Barbier Iwan Jakowlewitsch (und seiner zänkischen Gattin Praskowja Ossipowna) erzählt, der ungewollt zum Finder eines ihm aufs erste Hinsehen schon bekannt vorkommenden Riechorgans wird, nämlich des Geräts zum Aufspüren olfaktorischer Absonderungen, das bisher seines Kunden Kowaljow unschönes Gesicht geschmückt hat. (Dass Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch im Jahr 1928 daraus eine dreiaktige Oper mit Epilog gemacht hat, ändert an der dubiosen Sache allerdings auch nichts mehr.)
Ein eher grausiger Fund, immerhin, den der Friseur da macht. Bitte sehr, ein abgeschnittener Menschen-Rüssel in seinem Frühstücksbrot …! (Dass die solcherart losgetrennte oder amputierte Nase für sich in der Folge noch eine wunderliche Karriere durchlaufen wird, muss uns hier allerdings nicht weiter interessieren.)
Bei John Irving ist es die einigermaßen bedrohliche Figur der Gottesmutter Maria im Kapitel Die Nase seines Romans „Straße der Wunder“, an die sich der Held, der alternde und hinkende mexikanische Schriftsteller Juan Diego Guerrero, seine Kindheit und Jugend rückbesinnend, erinnert. Die Nase, die hier eine tragende Rolle spielt, ist in der Tat erwähnens- wie hinzufügenswert, handelt es sich doch um die an der übermannshohen Statue eben dieser Heiligen Maria. Denn der strafende, zu tiefst missbilligende und böse Blick des Mariamonsters in der Missionskirche der Jesuiten zu Oaxaca raubt der Mutter des Helden, der ansehnlichen Prostituierten (und Putzfrau der Jesuiten), Esperanza, das Leben: Die junge hübsche Frau stirbt an Arrhythmie, an Herzryhthmusstörung durch Schock, während sie gerade das Gesicht der Figur abstaubt! Im Todessturz indes schlägt sie unversehens der Marienstatue die Nase ab.
Nun, die katholische Gottesmutter wird vom jungen Guerrero (in Traum- und ErinnerungsRückblenden) und von seiner Schwester Lupe ohnedies für eine Usurpatorin gehalten, die bloß die Position der (ursprünglich heidnischen Gottheit) Guadalupe eingenommen habe. Bald darauf wird die heilige Nase – gemeinsam mit den Leichen der unglücklichen Esperanza und eines US-amerikanischen Hippies, Drogensüchtigen und Verweigerers des Vietnam-Kriegsdienstes, dem man den Schädel eingeschlagen hat, sowie eines Hundewelpen – auf der nahen Mülldeponie verbrannt. Dort sorgt das skulpturale Riechorgan – das Bild verfolgt Jean Diego sein Lebtag lang! – final für eine „fauchende blaue Flamme“.
Indes gibt es Unterschiede: Was jener, nämlich Sternes Fremdling mit dem Riesen-Gerät, Slawkenbergius, von Haus aus stolz sein Eigen nennen darf (und was seine Physiognomie ohne Zweifel elementar bestimmt), gelangt bei diesem, bei Gogols rasendem Raseur, – wie und warum auch immer – erst in den späteren Besitz des darob Desperaten. (Bei Irvings Marien-Statuen-Gesichtserker ist die Nase naturgemäß auch von vornherein dran gewesen.)
Indes. Wir denken freilich auch noch an andere literarischer Nasen; auch wenn wir hier natürlich längst nicht aller Erwähnung tun wollen (die freilich im Einzelfall dieser Erwähnung durchaus wert wären!), denn die Riechorgane spielen allein schon in der Belletristik eine nicht zu unterschätzende Rolle. Bietet die mehr oder minder ausführliche Beschäftigung mit ihnen den Autoren doch immerhin manche hübsche Gelegenheit – besonders im satirischen Bereich – zu ergiebigen Betrachtungen dieses Dinges an sich.
Das Ding an sich. Das Arsenal reicht – auszugsweise – von der proportional zu seinen Lügen stetig wachsenden Nase des aus Holz geschnitzten, durchaus sympathischen kleinen italienischen Buben, den sein Schöpfer Carlo Collodi im Kinderbuch-Klassiker „Die Abenteuer des Pinocchio“ (1883) anschaulich beschreibt, über des Sprachmeisters Christian Morgenstern berühmtes „Nasobem“ (aus den „Galgenliedern“, 1905), das „auf seinen Nasen schreitet“ und weder „im Brehm“ noch „im Meyer“ und „auch nicht im Brockhaus“ verzeichnet, sondern aus des Poeten „Leyer / zum ersten Mal ans Licht“ getreten sei …, bis zu Eckhard Henscheids berührender Erzählung „Der kleine Elefant“ (1984), worin das zum Waisen gewordene Jungtier den Jägern, den nichtswürdigen Mördern seiner Mutter, „mit dem lebhaftesten und deutlichsten Bezeugungen seines trostlosen Jammers entgegen“ läuft, um „sie mit seinem kleinen Rüssel“ zu umschlingen und „um ihre Hülfe anzurufen“.
Auch Arthur Millers Kurzbeschreibung der vermeintlichen Spiritistin, Frau Lhevine, in seiner Erzählung „Die Wahrsagung“ (1961) soll erwähnt werden: „Sie hatte das Gesicht eines Mannes, den Teint einer Mulattin und eine unförmige Nase, die wie entbeint wirkte, so haltlos und missgestaltet hing sie herab.“
Und, zur Abrundung, die „Zucchininase“ seiner ehemaligen Schulkollegin Ethel, über die (über die Nase nämlich) der Anti-Held Noah in Maxim Billers Roman „Biografie“ (2016) sinniert: „Solche Nasen sieht man sonst nur auf den Keiltafeln von Ninive (…), und sie gehören immer nur Männern. Sehr interessant.“
Da treten nun allerdings (und immer dringlicher werdend) noch die Fragen in Zusammenhang mit Baruch de Spinoza auf, wie schon angedeutet: mehr in der Sicht Russells als Goethes.
… und noch immer keine Antworten
Immer wieder kreisen Philosophie (und Metaphysik) der frühen Aufklärung um das Wesen Gottes; was nicht weiter verwundern kann: Da es sich bei der Aufklärung immerhin um eine – in Grenzen – revolutionäre Angelegenheit handelt, konnte à la longe auch Gott selbst bei den bohrenden Fragen nicht ausgeklammert bleiben. Auch wenn sich die kecken Ermittler just hier immerhin der Gefahr aussetzten, als Ketzer gebrandmarkt zu werden.
So verhielt es sich auch (und gerade) bei Spinoza. Außerdem hat seine im weitesten Sinn deistische Auffassung in ihrem durchaus geglückten Versuch, Natur und Gottheit – vielleicht ein letztes Mal noch in der Geschichte der Philosophie – miteinander zu vereinen, stark in die Denkweise Goethes, der Brüder Schlegel, aber auch Schillers und, nachfolgend, der Romantiker hineingewirkt. (Näheres lässt sich zum Beispiel bei Rüdiger Safranski, [„Goethe“, „Romantik“] nachlesen.)
Warum indes gerade der assimilierte holländische Jude mit portugiesischen Wurzeln, Baruch de Spinoza? Warum der Systematiker des Rationalismus und des Pantheismus? Warum Spinoza (1634 – 1677)? Nur, weil seine – teils auf Thomas Hobbes, teils auch auf René Descartes – fußenden Theorien eine entschiedene Alternative zu Immanuel Kants kategorischen Auffassungen boten? Und weil seine Denkweise – noch einmal auf Goethe bezogen – vermutlich ein angenehmes Gegengewicht darstellte zu der streng pietistischen Haltung der Susanna Katharina von Klettenberg (einer Freundin von Goethes Mutter) und ihrer Jünger sowie der sektiererischen Herrnhuter? Diese (übrigens: zudem eher lustferne) Einstellung wurde nämlich vom jungen Universalgenie bald schon als einengend empfunden.
Goethes Meinung zu Schöpfung, Natur und Gott ist, besonders in jungen Jahren noch, vermutlich eine eher unsichere; wenn auch schon eine einigermaßen faustische. Wenig noch an Kant geschult, erinnert er sich bald dann der angefangenen Lektüre Spinozas. Und so hält der getreue Famulus der späten Jahre, Johann Peter Eckermann, per 28. Februar 1831 denn auch fest: „Einen solchen Standpunct fand Goethe früh in Spinoza“; dass nämlich „das große Wesen, welches wir die Gottheit nennen, sich nicht bloß im Menschen, sondern auch in einer reichen gewaltigen Natur und in mächtigen Weltbegebenheiten ausspricht“. Ja, „eine nach menschlichen Eigenschaften von ihm gebildete Vorstellung“ kann also „nicht ausreichen, und der Aufmerkende wird bald auf Unzulänglichkeiten und Widersprüche stoßen, die ihn in Zweifel, ja in Verzweiflung bringen, wenn er nicht entweder klein genug ist, sich durch eine künstliche Ausrede beschwichtigen zu lassen, oder groß genug, sich auf den Standpunct einer höheren Ansicht zu erheben.“
Nun, Goethe war vermutlich weder zu Zweifel noch zu Verzweiflung als Langzeitlösung bereit. Und klein schon gar nicht. Da fand er, wie Eckermann es ausdrückt, lieber in Spinoza „sich selber, und so konnte er sich auch an ihm auf das Schönste befestigen.“
Spinoza, wie angedeutet: aus jüdisch-potugiesischer Familie stammend, fand in den (immerhin noch spanischen) Niederlanden eine vergleichsweise tolerante und aufgeschlossene geistige Umgebung vor, was in Europa damals in der Tat keine Selbstverständlichkeit darstellte. Hatte doch Sonnenkönig Ludwig XIV. (noch unter Kardinal Mazarins nachwirkendem Einfluss) gerade den absoluten der absolutistischen Staaten begründet; mit einem weitestgehend entrechteten Volk, einem vom Herrscher abhängigen Klerus und einem ihm hörigen, impotenten Hof-Adel. Während sich die Habsburger Kaiser mit den Osmanen herumschlugen.
Dennoch war Spinoza in seinen Formulierungen vorsichtig und gab seine Werke zunächst anonym heraus. Denn: Auch wenn die Juden in Amsterdam nicht in einem Ghetto leben mussten und ihren Geschäften frei nachgehen durften, war ihnen der Zugang zu öffentlichen Ämtern weiterhin untersagt. Vorsicht war also angebracht. (Immerhin konnte der profunde Denker die Osmose nützen, die zwischen jüdischen und christlichen geistigen Institutionen herrschte: Interessierte Christen lernten hebräisch und besuchten die Synagoge, im Gegenzug quasi lernten Juden Latein und verkehrten freundschaftlich in christlichen Häusern.)
Bertrand Russell (1872 – 1970) sagt über Spinoza, er sei „der vornehmste und liebenswerteste der großen Philosophen“ gewesen. „An Klugheit waren ihm einige andere überlegen, ethisch aber steht er am höchsten.“ Mit seinen drei Hauptwerken, der posthum erschienenen „Ethik“ sowie dem „Tractatus theologico-politicus“ und dem „Tractatus politicus“, habe er zudem durchaus Exemplarisches hinterlassen. In Hinblick auf Religiöses sieht Russell den Kollegen als bemühten Interpreten der Heiligen Schrift „sehr wohl im Sinne liberaler Theologie“. Im „Politicus“ erweise sich Baruch de Spinoza als Jünger des Thomas Hobbes („Der Leviathan“), auch wenn er – im Gegensatz zum Engländer – zu einer demokratischen Staatsform tendiert habe und dem Souverän keinesfalls sämtliche Rechte geopfert sehen wollte.
Als Spinozas zentrales Werk gilt – auch für Bertrand Russell – die „Ethik“, die „drei verschiedene Materien“ behandelt: die Metaphysik, die Psychologie der Affekte und des Willens sowie eben eine Ethik, „die auf der vorangegangenen Metaphysik und Psychologie aufbaut“.
Spinozas Metaphysik jedenfalls oszilliert schillernd zwischen den Polen Gott und Natur – und trachtet danach, eine Verschmelzung zu erreichen. Russell: „Alles was geschieht, ist eine Manifestation von Gottes unerforschlichem Wesen; es ist logisch unmöglich, dass sich Ereignisse auch anders zutragen könnten, als es wirklich geschieht.“
Indes: Hier setzte alsbald harsche Kritik an, die schließlich in der Frage nach der Sünde und dem sogenannten freien Willen kulminierte. (Dass Spinoza nämlich das Böse im Konnex des Göttlichen leugnete, musste ihn besonders bei den orthodoxen Verfechtern der auf Sünde, Verzeihung oder Verdammnis bauenden [christlichen] Kirche verdächtig machen …)
Der Mensch, so Spinoza, sei Bestandteil der ganzen Natur, deren Ordnung er zu folgen habe. Und Russell zitiert den Niederländer: „Wenn wir dies klar und deutlich einsehen, wird der Teil von uns, der durch die Einsicht definiert wird, das heißt der bessere Teil, dabei völlig befriedigt sein und in dieser Zufriedenheit zu beharren streben.“
Bliebe der Mensch jedoch ein widerstrebender Teil eines größeren Ganzen, so verharre er in Unfreiheit. Und erst der Schritt, die alleinige Wirklichkeit des Ganzen dem Verstand gemäß zu begreifen, mache ihn frei.
Der Weg musste zwangsläufig ein dornenvoller sein. Spinoza: „Wenn nun der Weg, der, wie ich gezeigt habe, hierhin führt, äußerst schwierig zu sein scheint, so lässt er sich doch finden. Und freilich schwierig muss sein, was so selten gefunden wird. Denn wie wäre es möglich, wenn das Heil leicht zugänglich wäre und ohne große Mühe gefunden werden könnte, dass fast alle es unbeachtet lassen?“
Und Russel, aus Spinozas „Ethik“ weiter-zitierend: „Aber alles Erhabene ist ebenso schwer, als selten.“
Es dennoch zu finden, ist mit Sicherheit eine der Aufgaben der Denker. Deshalb vermag uns womöglich ein Bild, selbst Vorstufe eines Gedankens (oder dessen Effekt), aus manchem selbst-verschuldeten Ungemach zu helfen; oder, zumindest innerlich, unsere miese Stimmung aufzuhellen.
Also: Ein typisches, verrauchtes, kleines Pariser Bistro in der Nähe von Montmartre, 1950er Jahre. Leise Musette-Walzermusik träufelt aus dem Radio, aus dem später dann eine Sprecher-Stimme ertönen wird. Ein alter, hagerer Kellner, der entfernt an General Charles de Gaules erinnert, jedoch mit einer Art Hitler-Bärtchen maskiert ist, kommt an einen kleinen Tisch, an dem Michel de Montaigne und Jean-Paul Sartre – zwischen allen Zeiten, jedoch nicht zwischen allen Stühlen! -, sitzen; inmitten der dicken Gitanes-Wolken des existenzialistischen Kettenrauchers und anscheinend ein intensives Gespräch führend. Der hagere Kellner stellt drei Gläser mit Pastis auf das Tischchen, dann nimmt er das Bärtchen leicht verschämt ab, entledigt sich gleichzeitig seiner großen Nase und sieht mit einem Mal aus wie Harry Potters super-böser (Film-)Widersacher, der Nasen-lose (!) Lord Voldemort. Dann wird er zu Nebel und verschwindet.
Sartre (sinnend): Und wenn wir von Verlassenheit (…) sprechen, so wollen wir nur sagen, dass Gott nicht existiert und man daraus die Folgerungen ziehen muss bis zum Ende.
Montaigne (dozierend): Der wahre Tummelplatz für Betrügereien sind die unbekannten Dinge, da erstens alles Unbekannte für glaubwürdig gehalten wird und zweitens die Tatsache, dass sie nicht unseren gewohnten Vernunftschlüssen unterworfen sind, uns der Mittel beraubt, die Betrüger zu widerlegen.
Stimme (die Walzermusik endet abrupt): Und jüngst hörte ich ihn dies Wort sagen: „Gott ist tot, an seinem Mitleiden mit den Menschen ist Gott gestorben.“ Also sprach – (Die Stimme wird quasi abgewürgt, die Walzerklänge werden fortgesetzt.)
Sartre (unbeirrt): Der Existentialist stellt sich in lebhafte Gegnerschaft einem gewissen Typus von weltlicher Moral, die Gott mit so wenig Kosten wie nur möglich beseitigen möchte.
Montaigne (seinen Gedanken von vorhin weiterführend, doch scheinbar auch den Sartres bestärkend): Aus diesem Grund, sagt Platon, sei es leichter, Beifall zu finden, wenn man über die Natur der Götter, als wenn man über die der Menschen spreche, weil die Unwissenheit der Zuhörer der Manipulation einer verborgnen Materie ein herrlich weites Feld eröffne und ihr völlige Freiheit lasse.
Sartre (kurz aufblickend, eine neue Zigarette entflammend): Da –
Sebastian Brant (eben seinem „Narrenschiff“ entstiegen, klinkt sich spontan in den hochkarätigen Diskurs ein): Glaubt nicht, wir seien Narrn allein: / Wir haben Brüder groß und klein; / in allen Landen allzumal / ist endlos unsre Narrenzahl; wir fahren um durch jedes Land / von Narrbon bis Schlaraffenland (…) / All unser Fahren ist ohn‘ Ende, / denn keiner weiß, wo er anlände; / so fehlt uns Ruhe Tag und Nacht, / doch keiner hat auf Weisheit acht.“
Montaigne (die alte Stirn runzelnd): Das ist ein Zwist, der mehr durch die Waffen der Erinnerung als die des Verstands entschieden wird. (Sie beginnen zu tuscheln … Dann verweht das nebelige Bild auch schon, einschließlich Brants kernigem Narrenkatalog.)
(Friedrich Nietzsche, „Also sprach Zarathustra“ [1883 ff.]; Jean-Paul Sartre, „Ist der Existentialismus ein Humanismus?“ [1946]; Michel de Montaigne, „Essais“, 32: „Göttliche Fügung sollte man nüchtern beurteilen“ [1580]; Sebastian Brant, „Das Narrenschiff“, 108: „Das Schlaraffenschiff – Ohne Sorg und Vernunft“ [1494].)
Nach so viel Philosophie könnte ein merkbarer Hoffnungsschwund einsetzen; haben, ganz gleich, ob Plato, Marx, Nietzsche und Kant, Hegel, Schopenhauer und Hume, Spinoza, Leibniz, Sartre oder Wittgenstein und Popper nicht verhindern können, dass die allgemeine Malaise eine solche geblieben ist (wenn nun vielleicht auch klarer konturiert). Nein, die meisten Probleme bleiben nun einmal ungelöst. (Denn: „Wenn der Herrgott net will, nutzt es gar nix!“ [Text: Artur Kaps/Ernst Arnold; Musik: Ernst Arnold].)
Und über unsere Chancen wissen wir, wenn es hoch kommt, so viel wie die Physiker über das Schicksal von Schrödingers Katze. (Gut, der österreichische Physiker Erwin Schrödinger [1887 – 1961] erstellte zur Mitte der 1930er Jahre sein Gedankenexperiment nur, um die Quantenmechanik ad absurdum zu führen. Inwieweit der Kasten, in dem sich das Gift, die Quelle radioaktiver Strahlung und die Katze befinden, ähnlich der Büchse der Pandora, besser verschlossen bliebe, ist wohl eine Ermessensfrage. Und eine Sache des Geschmacks. [Allerdings verhält es sich bei solchen Fifty-Fifty-Chancen immer ähnlich wie beim Bild des halbvollen oder halbleeren Glases …])
Nein! Das Leben ist kein Spiel! (Dann schon eher ein physikalischer Frage-Kubus à la Schrödinger.) Denn: Wäre es ein Spiel, dann hätte es fraglos mit Regeln zu tun, an die es gälte, sich zu halten. Doch Leben ist nachweisbar regelrecht regellos.
Und über weite Strecken eher karg an Witz(en).
Jaja, das Spiel! (Ob mit Gott oder ohne – oder mit ihm, quasi als Spieleinsatz.)
Das Spiel.
Dem Huhn gehört, wie bei Christian Morgenstern (1871 – 1914) nachzulesen, „unsre Sympathie“; „selbst an dieser Stätte, wo es – ,stört‘!“ Und das ist im gleichnamigen Gedicht aus den „Galgenliedern“ (1905) „in der Bahnhofshalle, nicht für es gebaut“. Doch es tummelt sich nun einmal just hier, wie im Spiel.
Morgenstern schreibt im Vorwort zur 15. Auflage seiner „Galgenlieder“ (1913) die oft-zitierten Sätze: „In jedem Menschen ist ein Kind verborgen, das heißt Bildnertrieb und will als liebstes Spiel- und Ernst-Zeug nicht das bis auf den letzten Rest nachgearbeitete Miniatür-Schifflein, sondern die Walnussschale mit der Vogelfeder als Segelmast und dem Kieselstein als Kapitän. Das will auch in der Kunst mit-spielen, mit-schaffen dürfen und nicht so sehr bloß bewundernder Zuschauer sein. Denn dieses ,Kind im Menschen‘ ist der unsterbliche Schöpfer in ihm …“
Klar doch, Morgenstern, der geniale Wort- und Laut-Jongleur, der Poet des Schaurig-Bizarren, des erfrischend Närrischen und gerade deshalb so tief Humanen, des Verstörenden und Ewigen, deutet damit auf Friedrich Nietzsches nicht minder oft-zitiertes Wort „Im echten Manne ist ein Kind versteckt: das will spielen“ („Also sprach Zarathustra“) hin. Und der wiederum hat (sicherlich) seinen Schiller gelesen gehabt: „Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“ (Zitiert nach Rüdiger Safranskis Anthologie „Schiller als Philosoph“, Berlin 2005.)
Bliebe allenfalls noch Sigmund Freud, um uns darzutun, wie stark das Spielen mit dem Ventil des Unbewussten zu tun hat. (Egal, ob prä-phänomenal, prä-kognital, prä-koital oder sonst wie; vielleicht am Ende erst wieder Traum-gebildet und neuropathologisch grundgelegt …)
Doch bevor sich hier vielleicht auch noch das Über-Ich mit dem Es herumzubalgen beginnen (Sandburgen bauend und sie sich gegenseitig voller Zerstörungsdrang und innerfamiliärer Vernichtungslust zerdeppernd), lassen wir es lieber.
… und Gott?!
Nun aber doch kurz zurück zu unserem Amtsrat Konrad Arbiter Schmunch, 69. Und zur Frage: Kann er sich später dann, am Ende dieser Prosa, die ihrerseits zu einem skriptoralen Malstrom zu werden droht (und solches sogar wie spielerisch und auch ganz ohne Edgar Allan Poe!), überhaupt und zuletzt am eigenen Zumpf aus dem Gewirr der Zöpfe ziehen (um hier, Münchhausen-bürgerlich, gleich mal ein paar Bilder ziemlich wüst durcheinander zu mischen)? Ja: Schafft er solches?
Anders gefragt: Ist es ihm, dem vergleichsweise schwachen Grashalm im verholzten Bambusgestrüpp der ihn umgebenden, wesentlich widerstandsfähigeren Menschheits-Botanik, möglich, siegreich zu sein?
Und: Werden ihn die Kräfte nicht – wie von jeher gewohnt und im Allgemeinen – schon verlassen haben, bevor es ihm schlecht und recht gelungen sein wird, sie am Appellplatz der Notwendigkeiten erst einmal zusammentrommeln zu lassen?
Schreiber der anfangs erwähnten Mail – es sollen, laut Schmunch, zuvor übrigens schon mehrere Mitteilungen von dieser Sorte gekommen sein! -, Schreiber des obskuren elektronischen Poststücks könnte immerhin, und vorausgesetzt, dass es diesen gibt, womöglich der Teufel höchst persönlich gewesen sein. Oder – sein. Oder – noch werden (um hier nicht [in Erwägung unendlicher Möglichkeiten], auch noch die Vorzukunft anzufügen! [Oder doch? Wie oben schon mal? {– Ja! – Also:} Der Teufel wird der Schreiber dieser Mail geworden sein!]).
So dachte zumindest Schmunch mitunter (und, zugegeben: plenus vini; denn hin und wieder nahm er ein paar Schlucke, das eine oder andere alkoholische Getränk zu viel zu sich …).
Ja, hm, der Teufel.
Der Stil und die Formulierung wären eigentlich danach. (Und als im Umgang mit [amtlichen] Schriftstücken früher, in seiner aktiven Beamtenzeit, durchaus Geübter hatte Schmunch das irgendwie im Gespür. Im Urin. In den wetterfühligen alten Knochen. [Also – nicht Magnetismus, sondern Rheumatismus. Oder tatsächlich die Großwetterlage …])
Ja, der Teufel.
War der Teufel, der sogenannte Teufel, nicht immer noch einer der erfolgreichsten Seelen-Entrepreneurs? Standen, sozusagen, seine Aktien nicht unverändert gut – gut wie seit jeher? Und unabhängig davon, wie die Sonne (…) nach alter Weise / in Bruderspähren Wettgesang (…) auch immer töne?! (Um hier, hoffentlich zum allgemeinen Wohlgefallen ein Stückchen aus Goethes „Faust I“ zu zitieren.)
Ja: Hatte der Satan, darauf können wir wetten!, nicht immer noch die teuflisch-besten Kapitalisten-Chancen? Und die Nase (sic!) vorne, vor allen seinen Börsen- und Banken-Jüngern, die es ihm endlich gleichtun wollten an Schlau- und Gerissenheit (oder ihn gar überholen)?
Ja, zimmerte sich dieser gefinkelte Finanz-Jongleur, dieser geniale Börsianer des Bösen, nicht immer noch (und immer wieder) die optimalen Balken, die er seinen Konkurrenten und Mitteufeln dann unversehens ins Auge zu rammen wusste? Ins Monitor-gerandete, gebannt irgendwelche blödsinnigen Indices verfolgende und kaum entschlüsselbare Kurven sowie blödsinnig diabolische Diagramme anstarrende Auge? Auf dass die auf Kapital und Gewinn versessenen armen Nebenteufel erst recht den Splitter in des anderen Sehorgan erspähten und den Balken im eigenen ignorierten und als eine ein wenig lästige Gewohnheit abtaten?
Sie – und Bulle und Bär – hatten sich allesamt längst schon zum Affen gemacht.
Und er, unser biederer Schmunch? Er wusste rein gar nichts. Nein, Konrad Arbiter Schmunch war offenkundig so wenig affenkundig, dass ihm nicht einmal auffiel, längst schon nicht mehr aus noch ein zu wissen. Er stand nämlich die meiste Zeit ohnedies neben sich. Er war, wie es so schön heißt: neben der Spur. Und das generell.
Er glich somit einem Parzival, wie wir die (beneidenswerten?) tumben Toren, Idioten und Dolme so gern (und selber so voller Bildungs-Euphemismus) nennen.
Das war zwar nicht immer so gewesen, der Zustand hatte allerdings während seines Lebens kontinuierlich und um Beträchtliches zugenommen. Da schien so etwas wie eine Disposition zu obwalten: die als Haltung getarnte Dummheit. Und sogar Ereignisse, die diese Bezeichnung ob ihrer Bedeutung und Gravität überhaupt erst verdienten, vermochten ihn kaum mehr tatsächlich aus einer Art Lethargie wach zu rütteln, in die er sich längst schon und Schnecken-gleich verkrochen hatte. (Oder aber: Er hatte sich zugeschüttet und vollgesoffen, was dann eine ähnliche Wirkung zeitigte. Einschließlich Schleimspur.)
Wie damals, vor gut zehn Jahren, als ihm seine Frau – quasi nebenher – dahingestorben war.
Ja, dahingestorben war sie ihm, seine Frau. Eva-Maria. Sie hatte sich zuletzt über einige Zeit schon und sukzessive reduziert; zu einer (farb-fahlen) Fotografie. Einer Fotografie wie aus einem anderen, früheren Leben. (Als das Leben noch ein Fotoalbum gewesen war.)
Ja, sie hatte auch kurz vor ihrem Hingang mitunter schon so ausgesehen, als wäre sie kontinuierlich zu einer Vorfahrin ihrer Selbst geworden. So, als wäre sie geschrumpft. Oder geblasst. Nein: verblasst. Verblasst und versteinert. Zu Stein geworden. Zum Grabstein zuletzt.
Vorher jedoch noch war sie zur eigenen Großtante mutiert.
Zur Großtante mit Namen Theresia. (Dieser Zweig der Familie stammte aus der Bukowina, genau gesagt: aus deren einst blühender Hauptstadt Czernowitz.)
Oder zur Großmutter, Lea. (Von ebendort.)
Zu dieser, Schmuchs Großmutter mütterlicherseits, zu Lea, ist noch anzumerken, dass die promovierte Altphilologin besonders bei ihren zahlreichen Enkelkindern in zweifelhaftem Ruf stand. Zwar überschüttete Lea ihre Nachkommenschaft – es waren oft sechs, sieben oder acht Mädchen und Buben bei den innerfamiliären Feiern anwesend, allesamt Cousinen und Cousins von Konrad – mit Süßem en masse, auch mit Leckereien, die von ihr selbst nach alten und geheimen Rezepten gebacken worden waren, sowie mit gekauften Köstlichkeiten; doch bestand die Gegenleistung in mucks-mäuschen-stillem Zuhören, nämlich, wenn Oma Lea, die ihren geliebten Beruf dem Gatten und den bald folgenden Kindern geopfert hatte, Märchen erzählte oder vorlas. Und das tat sie, unbeeindruckt davon, dass ihr Auditorium der alten Sprache längst noch nicht mächtig sein konnte, in dem von ihr so geliebten Latein.
Erat olim. O ja! Es war einmal. Und es war eine oft und oft stundenlang währende Tortur für die Kinder, die (zugegeben: ohnedies meist grausamen) Geschichten, wie sie Jacob und Wilhelm Grimm da gesammelt und notiert hatten, in einem eigenartigen, vor allem aber unbekannten Idiom auf sich wirken zu lassen. Obwohl die Stimme Omas ansonsten weiter nicht unangenehm wirkte, hier, wenn die betagte Dame mit den ondolierten bläulich-weißen Löckchen die Schicksale von „Dornröschen“, „Rotkäppchen“, „Hänsel und Gretel“ oder vom „Tapferen Schneiderlein“ in wortgewandter lateinischer Umformung verkündete, zeichnete das ganze bizarre Unterfangen der Großmutter doch einiges an Horror-Potenzial aus.
„Multo ante rex reginaque vivebant“, hob Oma Lea etwa an, wenn sie „De Sopitula bella apologus“ (Dornröschen) rezitierte und fortfuhr: „qui diem ex die dicebant: ,Utinam infantulum haberemus!’“ Nun, bekanntlich kriegt das bisher kinderlose und deshalb traurige Herrscherpaar schließlich seine schöne Infantin; doch bei der umfänglichen Feier aus Anlass der Geburt Dornröschens kommt es auch schon zum Eklat durch die dreizehnte der weisen Frauen, die aus Mangel an passendem Geschirr (das goldene Service, das man den alten Vetteln reicht, verfügt nun einmal bloß über zwölf Tassen und Teller!) nicht eingeladen worden ist. Der Fluch – die kleine Prinzessin solle sich an ihrem 15. Geburtstag an einer Spindel stechen und daran sterben – wird geschleudert; doch er kann durch den nachfolgenden Wunsch (der 12. weisen Kollegin) in einen 100jährigen Schlaf gemildert werden et cetera.
Es geschieht später alles, wie prophezeit: Das Mädchen findet mit 15 Jahren die einzige im Königreich verbliebene Spindel, sticht sich in den Finger und verfällt in Tiefschlaf. Und die Zeit im Schloss bleibt stehen.
Sogar der Koch, der den schlampigen Küchenjungen gerade schlagen will, hält inne; wie auch die Magd beim Rupfen des Huhns …
Durch den Kuss des – streng genommen um hundert Jahre jüngeren – Prinzen wieder-erweckt, erwacht Dörnröschen, und auch das Leben im Schloss nimmt wieder Fahrt auf. „… fornax in culina ignem traxit, tremula flamma arsit (…); coquus puello ululanti alapam duxit; ancilla ad finem plumarum gallinae evellendarum venit.“
Dann heiraten die Prinzessin und ihr Prinz, und – „usque ad vitae finem iucunde vixerunt“.
Dieses und die übrigen latinisierten Happy Ends wirkten dann auch auf die Kinder – sagen wir es vorsichtig – erlösend. Freilich, demnächst in diesem Theater, ging es schon wieder weiter. Mit „Mitella rubra“, „Hannulus Gretulaque“ und „Vestificulus animosus“. Und auch auf die Geschichte, betitelt „De Rumpelstiltulo apologus“, war eisern Verlass … (Wir folgen hier Franz Schlossers „Erat olim …“, Stuttgart 2015.)
Ja, Schmunch war seelisch-geistig einigermaßen angeschlagen. Von Haus aus. Schon von Kindheit an. Und auch nachher blieb ihm kaum eine Schlappe erspart, im Gegenteil. (Obschon seine Qualität im Hinnehmen diverser Unbill proportional zur Dichte der Hagelkörner zunahm, die auf ihn ein Leben lang ‚runtergeprasselt kamen.)
Nun gut, der Tod seiner langjährigen Ehefrau ging dem Amtsrat naturgemäß nahe (wenn auch wiederum nicht so nahe, wie es – unter Umständen – hätte sein können …). Und: Schmunch blieben immerhin noch seine beiden erwachsenen Kinder, im Fall von Sohn Menelaus sogar samt Anhang. Und die Sippschaft sorgte sich anfangs auch in Maßen – man soll da lieber nicht übertreiben, nicht wahr?! – um den an sich ohnedies wenig geselligen Vater.
Die nun verstorbene Eva-Maria Schmunch (ihre Vorfahren stammten, wie erwähnt, aus dem östlichsten der k.u.k.-Kronländer, dem Buchenland), die Mutter also, war Jahr um Jahr als städtische Bibliothekarin in der Hauptanstalt dieser kommunalen Bildungseinrichtung für die Fachgebiete Romantik und Schweizer Literatur zuständig gewesen. Diese erwies sich immer wieder als durchaus überschaubar, jene indes als recht umfänglich. Doch das zeichnet die immer noch ziemlich umstrittene Epoche der Romantik nun einmal aus …
Der Sohn, getauft auf den Namen Menelaus, war inzwischen Mitte der 40 und zum langsam graumelierten IT-Experten herangereift; die Tochter, Penelope, 38, arbeitete als durchaus taffe Chefsekretärin in einem Bauunternehmen (mit fixer Bindung an den verheirateten Chef).
Menelaus Schmunch hatte einige Zeit hindurch quasi als Revoluzzer in der an sich erzkonservativen Familie gegolten. Er tönte damals, besonders in seinen (halbwegs wilden, dennoch politisch erstaunlich undeutlichen, ja: nebulösen, bloß ein wenig linkslastigen) Studentenjahren, mitunter recht freiheitsliebend und hätte überhaupt ganz gern den Libertin gemimt (freilich: mehr in die Richtung von Gunther Sachs als in die des Marquis de Sade tendierend); wenn es ihm zur einigermaßen überzeugenden Darstellung der mit Lust und Engagement angepeilten Zügellosigkeit nicht am nötigen Kleingeld gemangelt hätte.
Immerhin eckte er wiederholt und ziemlich allgemein (und nicht nur dem um äußere Korrektheit bemühten Vater Konrad Arbiter Schmunch gegenüber) mit kecken Statements an, wie: „Nur was einen aus der Bahn wirft, bringt einen wirklich weiter!“ Auch begehrte er gegen alles das auf, was er unter dem Begriff Establishment subsumierte. Er war folglich – klar doch! – auch gegen zu früh geschlossene Ehen, gegen zu feste berufliche Bindungen und gegen fixe Aufenthalte: „Freiheit ist Entfaltung!“, lautete seine flotte Parole.
Dann lernte er Yvonne Kaibling kennen, heiratete mit 24 und nahm einen gut-dotierten Job im IT-Bereich an, setzte in Serie vier Kinder in die Welt und wohnte alsbald mit Frau und Nachkommenschaft in einem schmuck-langweiligen Einfamilienhäuschen im grün-gemütlichen Speckgürtel der langsam vor sich hin stinkenden Stadt. Sogar einen Baum hatte er gepflanzt.
Schmunch. Seit Eva-Marias Tod, seit also die fahle Fotografie zur steifen Leiche geworden war (zumindest vorübergehend) und daraufhin zu seiner Erinnerungs-Eva-Maria, seit ihrem Hingang, war Schmunch auch die eigene Sexualität sukzessive abhanden gekommen. Und dabei hatte er früher, als junger Mensch, aber auch als Erwachsener durchaus Freude am Sprudeln der Säfte empfunden. Sogar die Onanie war ihm, anlässlich spontan auftretender Lustwallung oder eines diesbezüglichen heißen Verlangens, durchaus praktikabel erschienen.
Ach ja, die Onanie. Sie hatte schon ihre Verdienste. Und ihre Vorteile.
Allein – ökonomisch gesehen. (Gut, man musste die Sexualität, überhaupt die Dinge und Gegebenheiten im Umfeld von Sinnlichkeit und Erotik, nicht unbedingt unter dem Gesichtspunkt der Ökonomie betrachten. Aber schließlich – man durfte das alles zumindest auch unter Beachtung einer gewissen Wirtschaftlichkeit sehen. O ja. Immerhin.)
Der Onanist, so überlegte er sich mitunter halb-ernst, brauchte seinem Schwanz keine Blumen zu schenken; und ihm auch nicht hin und wieder ein teures Abendessen zu spendieren.
Kurz: Onanist und Gerät wussten, was sie aneinander hatten.
Doch seit Eva-Marias Tod schienen die Quellen ohnedies versiegt.
Und sein Verlangen war erloschen.
Freilich, auch auf anderen Gebieten stellte sich beim alternden Konrad Arbiter Schmunch Trockenheit ein. (Nein, beim Saufen leider – noch – nicht.) Bei seinen Essensgewohnheiten zum Beispiel war dem Ex-Gourmet, der allmählich und vor allem, was seinen seelischen Habitus anging, einem abgewirtschafteten Altkleinbauern immer ähnlicher wurde, manche markante Veränderung anzumerken. So alterierte sich der fast 70jährige Schmunch kaum mehr über die schlechte Qualität etwa des Fleisches in den Lokalen, in die er zwecks Sättigung zu gehen pflegte. Nein, er mied vielmehr sogar gute Gaststätten (so sie nicht ohnedies schon von selbst eingegangen und allmählich verschwunden waren und irgendwelchen 08/15-Etablissements Platz gemacht hatten) und hielt sich zunehmend hauptsächlich in üblen Kaschemmen und düsteren Spelunken auf. Dort aß er meist entsprechend schlecht und spülte den schlimmen Nachgeschmack mit irgendwelchem Fusel hinunter. (Man sollte nicht vergessen, Schmunch bezog keine besonders hohe Beamtenpension. Doch das nur so nebenbei.)
Immerhin, es soll nicht unerwähnt bleiben, dass Schmunchs Befinden recht bald schon und zu hohem Grad von den Damen und Herren Ärztinnen und Ärzten abhängig war (oder zumindest mit-bestimmt wurde), die seinen Lebensweg gleichsam säumten wie Schirlingskraut und Huflattich, Ringelblume und Löwenzahn. Sie waren ihm längst zu – zugegeben: nicht selten ein wenig lästigen – Begleitern auf seiner Daseinsbahn geworden, die Mediziner. Besonders, was die von ihnen gern und in geradezu üppiger Weise geübte Verabreichung diverser Pillen, Tabletten und Präparate betraf , die sie ihm (wie Schmunch, einmal in schlechter Stimmung, vermutete, in mehr oder weniger direkter Absprache mit der allmächtigen Pharmaindustrie oder gar auf deren Geheiß hin) verschrieben.
Er rechnete sich, im Alter war das schon, anhand der Medikamentenvorräte aus, wann er erst wieder seinem Hausarzt einen Besuch abzustatten hatte. (Denn wann käme schon der Hausarzt ins Haus, es sei denn, man läge auf den Tod krank darnieder …)
Der Dr. Schwor, zudem er jetzt auch schon seit gut zehn Jahren ging, war ihm nämlich irgendwie nicht so ganz geheuer. Schwor erinnerte Schmunch an eine Figur bei E. T. A. Hoffmann, deren Namen ihm jedoch partout nicht einfallen wollte.
Ja, Dr. Max Schwor hatte in der Tat etwas Hoffmanneskes an sich. (Und das, obgleich Schmunch, zum Exempel, an dem von ihm hin und wieder kontaktierten Rechtsberater, seinem Anwalt Dr. Julius Krummkant, [trotz des Romans „Der Prozess“] nichts Kafkaeskes hätte entdecken können. Oder am Metzger Alois Oberhuber etwas – – -, wie auch immer.)
Schwor. Also zählte der pensionierte Amstrat Schmunch immer wieder, vor der mehrmals täglich zu bewerkstelligen Einnahme seiner Pülverchen und Tabletten anhand eines Kalenders, wie lange seine pharmazeutischen Vorräte noch anhalten würden, bevor ein erneuter Gang zum stark frequentierten Mediziner erforderlich wäre.
Wobei er, Schmunch, es bei diesen Arztgängen – außer vielleicht ein oder zwei Mal im Jahr – mit Dr. Max Schwor selbst ohnedies kaum zu tun bekam, sondern sein rezeptuales Begehren lediglich der vollbusigen, dunkelhaarigen Assistentin mit Namen Frau Adelheid vorzutragen und ihr seine e-Card vorzuweisen hatte. Dann wanderte die Karte aus Plastik mit den elektronischen Aufzeichnungen, quasi der vita medicinalis Schmunchs, kurz in eine Art Stechuhr und wurde dort gelesen. Er indes nicht einmal gestochen.
Schmunch erinnerte sich mitunter, wie das früher gewesen war, noch beim alten Medizinalrat Rückerling: Da hatte jeder Patient oder jede Patientin in einer Art Zettelkasten geruht; bevor Dr. Clemens Rückerling irgendwann seine Ordination dann ja doch auf EDV umstellte. Dem Zug der Zeit folgend.
Zettelkasten. Schmunchs Assoziationsketten begannen zu rattern. Und im Nu war er bei Arno Schmidt und bei dessen Roman „Zettels Traum“ (1970). Und weiter ging es im gedanklichen Sauseschritt zu Jean Pauls kuriosem Literatur-Quodlibet „Des Quintus Fixlein Leben bis auf unsere Zeiten in fünfzehn Zettelkästen“. Und von Ägidius Zebedäus Fixlein – respektive von Jean Paul – gleich weiter zum bekannten Trivial-Literaten und auflagenstarken Verfasser massenhafter Kriminalromane, zu Edgar Wallace, der seine Szenen, Personen und Handlungselemente ebenfalls aus handlichen Zettelkästen gezogen haben soll. Dicitur. (Später speicherte man sie eben, noch bequemer, im Computer, diese Versatzstücke literarischer Arbeit.)
Ach, ja: Auch der Autor gehobener Krimi-Literatur, der elegante Raymond Chandler, bekannte sich zu der durchaus probaten Methode: Er weidete eigene Kurzgeschichten aus, um daraus Szenen für seine Romane zu basteln. Den Vorgang nannte er launig: cannibalizing. (Die entbeinten Storys wurden danach immerhin aus dem Verkehr gezogen.)
So zählte Schmunch also voller Missbehagen die Anzahl der noch verbliebenen Pulver, Pillen und Tabletten, um den nächsten unweigerlich wahrzunehmenden Arzttermin zu eruieren. Hätte er gerade jetzt geträumt (weil geschlafen), er wäre darüber wohl oder übel erwacht. Ob mit oder ohne Zettel …)
Aber so drehte er das Problem der Pillen ächzend weiter, damit verbunden auch das des Besuchs bei Dr. Schwor.
Pillendreher. Skarabäus.
Nun, wir können sagen, der allgemeine Abstieg des gleichsam im Lebensnerv längst unheilbar getroffenen ehemaligen Amtsrats war Jahre hindurch schon durchaus an seinem kulinarischen Niedergang messbar gewesen. Doch, wie schon mehrmals erwähnt, Schmunch interessiert uns eigentlich nur peripher. Dennoch wollen wir nochmals kurz beim jungen Schmunch verweilen, damals, in den späten 1960er Jahren.
Ja, dieser Schmunch! Das war eben noch ein Kerl gewesen! Zwar trank auch Jung-Schmunch oft zu viel und aß mitunter zumindest schier maßlos; doch er hielt es immerhin mit der von daheim gewohnten Qualität. Und er war rigoros.
Hatte er beispielsweise etwas an der Qualität des Fleisches auszusetzen, das seine Mutter – im Übrigen: eine exzellente Köchin! – der Familie vorsetzte, so fluchte Schmunch und schrie und drohte, man solle gefälligst in jeder Straße mindestens einen Fleischhauer aufhängen – zur Abschreckung für die anderen!
Naturgemäß war das freilich reine Theorie. (Und Schmunch hätte auch niemals in persona zur Waffe gegriffen, um die [wenn auch durchaus berechtigter Weise] zu züchtigenden Verantwortlichen für schlechte Steaks oder zähes Beiried, die allzu sorglosen Verwerter verhauten Schnitzelfleisches oder gar übler Innereien, am Ende vielleicht noch die Hersteller abgeschmackter Würste selbst zu liquidieren.) Doch allein schon, über diese Strolche zu schimpfen, erleichterte ihm sein Magengrimmen und Bauchweh, hervorgerufen durch schlechte Metzger-Ware. (Und den Tod des einen Selchers, der indirekt durch ihn umkam, verschuldete auch nicht Schmunch persönlich; bloß die Straßenbahn, in der unser radikaler Fleischer-Kritiker saß, stieß damals einen [zudem ohnedies schon pensionierten] Übeltäter an mancher möglichen Spezialität im Bereich der proteinhaltigen Materialien unversehens nieder.)
Damals. Ja, damals, da kämpfte Schmunch noch – zumindest innerlich und für sich – gegen die längst schon einsetzende Ökonomisierung der Welt an. Und das, während die meisten seiner früheren Freunde sich längst schon zum Angepasst-Sein bequemten, die Atomenergie (wenn schon nicht priesen, so doch) resignierend als unabwendbar zur Kenntnis nahmen und auch sonst brav und stillschweigend als Konsum-konforme Idioten dahinvegetierten. Sich einmal die Butter als Gesundheitsspender (der Slogan ertönte allenthalben: „Butter ist durch nichts zu ersetzen!“) einreden, dann wieder als bitterbösen und gefährlichen Cholesterin-Turbo ausreden und durch die obskure Margarine ersetzen zu lassen.
Nein, so weit war sein Angleichungs-Level denn doch noch nicht gediehen …
Indes, Schmunch war freilich auch kein ausgesprochener Öko-Freak oder gar ein Grün-Sympathisant. Aber: Immerhin hatte er noch den Klang des Vogelgezwitschers aus dem Garten seiner Kindheit in den 1950er Jahren und seiner Jugend im Ohr. (Dieser Zaubergarten hatte es ihm damals auf eine ganz eigentümliche, eben schier zauberische Weise angetan, dieses Areal, das hinter dem Haus der Eltern und Großeltern gelegen war.) Und mitunter nahm er innerlich, innerohrig, sozusagen, sogar wieder und wieder den Ruf des Kuckucks wahr; wie er damals vom weiten Gelände rund um das alte Schlösschen her erschallte, droben auf dem Hügel. Und die Pfiffe der Dampflokomotiven vom doch einige Kilometer entfernten Frachtbahnhof; aber nur, wenn es dunstiges Wetter gab, und wenn dichter Nebel herrschte.
Wohl auch Feinstaub hatte es damals schon gegeben. Doch der galt lange Zeit sogar irgendwie als – schick; wie der Rauch, der rußig aus den hohen Schloten der rot hingeziegelten Fabriken qualmte, gleich nach 1945 wieder. Als gefälligst positiv zu deutendes Zeichen aufkommenden Wohlstands. (Ganz so wie die dünne Virginia des schwarzen Bundeskanzlers Julius Raab oder der Backhendelfriedhof genannte beachtliche Schmerbauch seines roten, dick-bebrillten Dauer-Vize namens Bruno Pittermann …)
Jaja, Ruß, Qualm und Staub. Verstaatlichte Industrien. Raab und Pittermann. Leopold Figl. Reinhard Kamitz. Der Staatsvertrag …
Alles Symbole des Fortschritts, der allgemeinen Ökonomisierung und Prosperität, die sich munter als Selbstzweck belobigte. (Während in der Kultur [wieder oder immer noch] das treu-älplerische Edelweiß wippte, die Blasmusik tönte und die munter gequetschte Steirische trächtig-trachtig zum Bandltanz rief … In der Schule sorgten – angeblich – entnazifizierte Altnazis, als Oberlehrer getarnt [am besten auch im Steireranzug], und ihre braun-drallen Kolleginnen vom vormaligen Bund deutscher Mädchen [BDM] fürs rechte Deutschtum beim Schreiben, Lesen und Rechnen. Die Katecheten freilich schwafelten weiterhin mit Genuss das Ihre von Hölle und Verdammnis, rügten echauffiert sowie rotgesichtig die Unkeuschheit und lobten den heiligen Anschein …)
Später dann, Anfang der 1980er Jahre, nach manchen studentischen und beruflichen Irrfahrten, war Schmunch durch einige Protektion (über einen Onkel, der bei der richtigen Partei war oder beim CV, wie auch immer) doch noch zu einem einigermaßen seltsamen Posten beim Magistrat gekommen; in einem Amt, dessen Aufgaben nicht näher umrissen zu sein schienen.
Man munkelte – zumindest im Amtsgebäude selbst, intern also -, zwei Abteilungen tauschten hier gegenseitig ihre Akten aus, schrieben sie ab (oder kopierten sie auf entsprechenden Geräten, technisch durchdacht und fotomechanisch oder sonst wie …), um dann die Originale später alle zu vernichten, die Abschriften indes zu archivieren. Eine Perfektionierung also der spätmittelalterlichen, damals schon einigermaßen irritierenden Gepflogenheiten in der maximilianischen Privatkanzlei, ergänzt durch die spätere, äußerst gefinkelte josephinische Bürokratie. Ausgehend vom ehernen Prinzip: Rationalisieren durch Behindern. Oder: Selbstzweck der Behörde, getarnt als Bürgernähe. Perfekt.
Noch später, bestens eingearbeitet auf dem Gebiet der überaus geschickt arrangierten und, sozusagen: undurchschaubaren bürokratischen Tätigkeiten (beziehungsweise ihrer noch geschickteren Darstellung als systemimmanent optimierte Transparenz!), hatte allerdings Schmunchs Gattin, Eva-Maria, zu kränkeln begonnen, wie es vordem eher bloß die von ihr berufsbedingt betreute Literatur in der städtischen Hauptbibliothek getan hatte. Das Kränkeln blieb ihr bis zum Hingang, von dem weiter oben schon die Rede war.
Und jetzt? Knapp an die 70 vorgerückt, längst außer Dienst und auch sonst eher überflüssig?Nun, jetzt hatte es der abgewrackte Amtsrat im Magistrat also nicht mehr mit Hüferlsteak und Weißscherzel, zarten Nierndeln, pikanter Schweineleber, rosigem Kalbsschnitzerl und brutzeligen Bratwürsten mit Rotkraut. (Ganz zu schweigen von der superben gefüllten Brathenne, die seine selige Mutter zuzubereiten imstande gewesen war …!) Mitnichten. Schmunch schlabberte geschmacklose Suppen aus der Packung und fraß vorgefertigte billig-bröselige Fleischlaibchen, schob übel-schmeckendes Pseudo-Gulasch mit zähem Analog-Fleisch und einem merkbaren Zuwenig an Zwiebeln in sich hinein oder griff sogar zu irgendwelchem Allerweltsfraß von McDonald’s. Und dazu soff er bevorzugter Weise Diskont-Dosenbier und billigen Wein, womöglich gar aus dem Tetra-Pack; oder noch Ärgeres, weil zu allem Überfluss Hochprozentiges. Es war in der Tat grauenvoll, Schmunchs Abstieg zu beobachten. (Doch tat dies ohnedies niemand.)
Oder vielleicht doch? Saß Gott – bildlich gesprochen und wenn es ihn denn gab – auf irgendeiner gemütlichen Wolkenbank und stierte tatsächlich kurzsichtigen Blicks auf seinen Knecht? Auf diesen schrägen Vogel Konrad Arbiter Schmunch? (Wie war der überhaupt zu seinem komischen zweiten Vornamen gekommen? – Ach was, fragen Sie doch Gott selbst!)
Gott liebte angeblich alle Lebewesen. Auch die Fleischhauer und Barbiere. (Sie merken die feine Anspielung auf Gogols Iwan Jakowlewitsch?!) Auch die Geistlichen diverser Konfessionen und die anderen Diktatoren; aber auch die Demokraten und Oligarchen, Plutokraten und Monarchisten, Tyrannen, Päderasten, Analphabeten und Diabetiker. Warum also nicht auch – Schmunch?
Doch wäre es dem alten Herrn da droben in seinem duftigen Wolkenliegestuhl vielleicht lieber gewesen, der bizarre Amtsrat hätte sich hin und wieder im devot vorgetragenen Gebet an ihn gewandt – oder, wenn nicht anders möglich, mittels einer Mail …
Stop! Das führt zu weit!
Zum Teufel auch!
Außerdem: Unser bedauernswerter Amtsrat i. R. Konrad Arbiter Schmunch gleicht nicht einmal einer der bizarren Figuren, wie wir sie, zum Beispiel, in so reichem Maß von Jean Paul her kennen, der uns jetzt interessiert. Schmunch ist kein vergnügtes Schulmeisterlein Maria Wutz in Auenthal, mitnichten ein Quintus Fixlein (samt seinen 15 Zettelkästen) oder gar der kühne Luftschiffer Gianozzo, nein! Schmunch ist weder der Feldprediger Schmelzle noch der Dr. Katzenberger, nicht einmal ein Abbild des Armenadvokaten Firmian Stanislaus Siebenkäs im Reichsmarktflecken Kuhschnappel. Schon gar nicht ist er aber – Titan! Nein!
Aber: Unser bedauernswerter pensionierter Amtsrat Schmunch, was ist er und wie viel wert?!
„Indes Siebenkäsens Schmetterlingsrüssel fand in jeder blauen Distelblüte des Schicksals offene Honiggefäße genug; er konnte doch am leeren Montag die letzte Arm-Feile und den Glättzahn an seine Stube legen, mit Schreibfedern den Streusand und den Staubpuder vom Tische fegen, das papierne Geniste hinter dem Spiegel ausreuten, das Dintenfaß von Porzellan mit unsäglicher Mühe weißer wischen und die Butterbüchse und die Kaffeetäßchen auf dem Throngerüste eines Schrankes mehr weiter hervor in Reih und Glied stellen und die Messingnägel am ledernen Großvaterstuhl blitzgelb scheuern.“ (Um hier auszugsweise Jean Paul zu zitieren, das betreffend, was der geplagte Advokat und Held der „Blumen-, Frucht- und Dornenstücken“ [so der Haupttitel] der Apologie „Ehestand, Tod und Hochzeit“ [just in dieser akkuraten Reihenfolge!] immerhin zu besorgen hat; ganz im Gegensatz zu den vergleichsweise schier belanglosen Tätigkeiten des Amtsrats Konrad Arbiter Schmunch, einschließlich seiner stetig geschmackloser werdenden Fressattacken, seiner sinnlosen Besäufnisse und der daraus resultierenden gewaltigen Katerstimmungen. Nein, Schmunch ist nicht Siebenkäs!)
Ja, Johann Paul Friedrich Richter (1763 – 1825) vermochte, im Unterschied zu unserem Ex-Amtsrat, herrlich-skurrile Figuren zu erschaffen und sie in entsprechend absurde Situationen zu versetzen. In ihren Namen durchaus adäquate. Übrigens, machte sich Jean Paul, wie er sich nannte, auch nicht nur Freunde mit seiner romantischen Erzähl-Manier.
„Sooft ich ein paar Seiten Jean Paul lese, überkommt mich ein Ekel und ich muss das Buch weglegen“, äußerte angeblich Goethe, der auch anmerkte: „Jean Pauls Einfall (gemünzt auf „Poetische Kleinigkeiten“, Anm.) ist recht gut, aber in der Ausführung spürt man wenig Geistreiches, und der gute Geschmack möchte manches dabei zu erinnern haben.“ Und: „Jean Paul ist das personifizierte Albdrücken der Zeit.“
Friedrich Schiller urteilte (in einem Brief): „Von Hesperus habe ich Ihnen noch nichts geschrieben. Ich habe ihn ziemlich gefunden, wie ich ihn erwartete; fremd wie einer, der aus dem Mond gefallen ist, voll guten Willens und herzlich geneigt, die Dinge außer sich zu sehen, nur nicht mit dem Organ, womit man sieht.“
Franz Grillparzer lehnte den Romancier ziemlich schroff ab: „Jean Paul ist in Gedanken, ja in seinen Empfindungen erhaben, aber seine Phantasie ist gemein, sie malt nur niedrige Gegenstände mit Wahrheit, und gerade die Phantasie ist das Spiegelbild des Menschen.“
Auch Arno Schmidt äußerte sich eher kritisch über Jean Paul: „Rares Gemisch von Oberflächlichkeiten und Tiefsinn.“
Freilich, bei Egon Friedell kann man wesentlich Freundlicheres lesen: „Der erste in diesem Fache (nämlich des Romans in seiner, so Friedell: zerfließenden Formlosigkeit, die er zu jener Zeit gerade in seinen bedeutendsten Exemplaren zur Schau trug, Anm.), Jean Paul, gehörte zu den bestimmenden Outsidern und Sonderlingen mit Ewigkeitsgehalt, wie sie zuweilen in der Literaturgeschichte aufzutauchen pflegen.“
Ach ja: Wir wollen es diesmal bei der oben erwähnten blauen Distelblüte des Schicksals belassen, in der wir uns ganz ungeniert gestatten, ohne Zweifel die blaue Blume der Romantik zu erblicken …
Jean Paul und der Hühnerpürzel
Wir haben uns, zugegeben, erzählerisch schon recht weit von Konrad Arbiter Schmunchs Smiley entfernt; beziehungsweise von der Frage, von wem dem reichlich gealterten, zum Teil schon etwas verwahrlosten und in seinem Geschmack ziemlich verwirrten, pensionierten Amtsrat besagtes Mail mit dem abschließenden Emoticon geschickt worden sei. Immerhin erinnern wir uns daran, dass auch er selbst dieses Gefühlskürzel als einigermaßen absonderlichen (für ihn zumindest einigermaßen absonderlichen) Abschluss einer morgendlichen Internet-Mitteilung von insgesamt eher geringem Informationswert vorgefunden hatte.
Und irgendwie beunruhigte ihn das Grinsezeichen. (Vergleichsweise nur noch um einiges schrecklicher hätte er womöglich das jähe Auftauchen der Grinsekatze [Cheshire-Puss, auch: Schmeichel-Pussi] aus Lewis Carrolls „Alice im Wunderland“ empfunden.)
Immerhin, wir führten es bereits aus, Schmunch ist Amtsrat gewesen. Jetzt in Ruhe. (Und die wollte er vermutlich auch haben – – -)
Smiley hin, Smiley her, die folgenden Anmerkungen erscheinen uns dennoch unumgänglich. Nämlich die – zugegeben, nicht erstmalige – Erwähnung der Vorliebe des deutschen Romanciers und Literatur-Phantasten Jean Paul für den appetitlich zubereiteten Hühnerpürzel, auch Kapaunensteiß oder – freilich nur landschaftlich – Bischof genannt. Was das essbare Federvieh betrifft, waren sich (der junge und mittelalte) Schmunch und Jean Paul zwar einig, in Hinblick auf dessen allgemeine Delikatesse nämlich. Nicht aber, was nun im Speziellen das körperliche Ende dieser (mag sein: noch so schmackhaft zubereiteten) Tiere betrifft. Nein, Schmunch konnte, ganz im Gegensatz zu einer seiner Tanten, Olga mit Namen, den Pürzel überhaupt nicht leiden.
Jean Paul hingegen liebte ihn heiß. Und dazu natürlich: Sein geliebter bitterer Hopfensaft. „Das gewünschte Bier, nämlich Bayreuther, Johanniter oder Kulmbacher, wurde für ihn alle paar Wochen aus Bayreuth (nach Meiningen, wo der Dichter mit seiner jungen Frau, Leopoldine Karoline, einer geborenen Mayer, ab 1801 zwei Jahre lang lebte, Anm.) geholt“, schreibt Günter de Bruyn in seiner (erweiterten und 2015 neuaufgelegten) Biographie. Jean Paul nannte den Trunk, der ihn beim Schreiben beflügelte, gern Magenbalsam, Seelentrank und Lethe, auch vorletzte Ölung oder Weihwasser; und hielt ihn schlechterdings für unabdingbar.
Doch zurück zum geliebten Hühnersteiß. Wir müssen annehmen, dass sich, verfügte das essbare Federvieh nicht über einen meist harten Schnabel aus Horn, sondern über einen weich-fleischigen Nasenmund, der überaus genussfreudige Schriftsteller des Grotesken aus Wunsiedel sogar für das Hühnermaul ein passendes Rezept entwickeln hätte lassen. Und, um kurz nochmals auf die Überlegungen zum Phänomen Nase zurückzukommen: Hat just der Hühnersteiß nicht auch etwas Nasenhaftes an sich? Etwas von einem Geflügel-After-Auswuchs?!
Nicht verifizierbar scheint indes eine Verbindung zwischen Romantik und Hühnerarsch. Wobei kulturgeschichtliche Querverbindungen ohnehin stets mit größter Vorsicht zu genießen sind. Unterhaltsam können sie allerdings, bedenkt man etwa Egon Friedells „Kulturgeschichte der Neuzeit“, durchwegs wirken und zumindest des Nachdenkens wert.
So mag es unbestreitbar reizvoll erscheinen, etwa in der vom französischen Hobby-Maler Henri Rousseau losgetretenen Gefühlslawine des Pinsels und der Palette – Stichwort Empfindsamkeit – eine (sozusagen: zeitverschobene) Unterstützerin der Romantik zu sehen.
Wie hoch oder sonst auch immer man die Vertreter und Vertreterinnen der literarischen Empfindsamkeit in Deutschland einschätzen will, so da waren, unter anderen Christian Fürchtegott Gellert, Sophie von La Roche, August Wilhelm Iffland und Friedrich Gottlieb Klopstock, ihr Impuls war aus England gekommen: von Edward Young, Samuel Richardson und unserem Lawrence Sterne. Und sie stammten geistig zudem letzten Endes ebenfalls aus der Aufklärung; wie ihre weniger enthusiasmierbaren Zeitgenossen, etwa Johann Gottfried von Herder, Christoph Martin Wieland, wie Friedrich Schiller und Ober-Titan Johann Wolfgang von Goethe. (Wobei Letztgenannter nachher so tat, als ob er von romantischen Strömungen überhaupt stets verschont geblieben wäre …)
Und doch waren die aufklärerischen Tendenzen für die (deutsche) Romantik – zumindest als Impulsgeber – geradezu lebensnotwendig. Denn, ganz Aufklärung, Natur und menschliches Selbst, auch und besonders in seiner Schwester- und Brüderlichkeit, kurz: in der mit einem Mal möglichen Hinwendung zum Du, sollten im Optimalfall deckungsgleich werden.
Freilich: In der Literatur der Romantik (wenn eine solche rigorose Epochen-Einteilung [wie übrigens ganz allgemein] überhaupt möglich ist und vor allem sinnvoll erscheint) schrammt diese, von ihr dankbar übernommene, nicht selten sich bis hin zur Gefühlsduselei steigernde Empfindsamkeit gefährlich am Lächerlichen entlang. Nur, wie der Ausnahme- und Glücksfall Heinrich Heine es zeigt, ein kräftiger Schuss Ironie-Würze kann sie dann wieder erträglich machen, ja: in vergnügliche Höhen torpedieren.)
Egon Friedell, wir nehmen den Gedanken von oben wieder auf, demonstriert das Zerrbild der Empfindsamkeit eindrücklich am französischen Maler Jean Baptiste Greuze, dessen Œuvre „ebenso geschwätzig und theatralisch, aufdringlich und falsch sentimental wie Rousseau“ sei, „aber liebenswürdiger und temperamentloser“. So „schilderte er die Lieblingsobjekte jener über sich selbst gerührten Philanthropie in zahlreichen Genrebildern: das edle Volk, den braven Landmann, die kinderreiche fürsorgliche Mutter und treue Gattin, das Glück der Familie, den Segen der Frömmigkeit, des Fleißes, der Bedürfnislosigkeit, der Pietät.“ Und weiter, kritisch: „Aber seine ehrbaren Hausfrauen sind Theatermütter und seine unschuldsvoll entblößten Jungfrauen Exhibitionistinnen; es ist die prickelnde Schlüssellocherotik Fragonards (Jean Honoré Fragonard, ein französischer Rokoko-Maler duftig-galanter Szenen, Anm.) noch einmal, verstärkt durch den Hautgout der Unberührtheit.“
Sie merken es: Der erwähnte Hautgout kann uns zu einem tauglichen Übergang zur eingangs schon fast alles dominierenden Nasen-Problematik verhelfen. Also ergreifen wir den skriptoralen Strohhalm! Denn Konrad Arbiter Schmunch, den wir im Umfeld der Essgenüsse des romantischen Dichters Jean Paul sowie der von der Empfindsamkeit beeinflussten Romantik überhaupt nochmals kurz hervorholen wollen, erinnerte sich des öfteren (als ob es seine Aufgabe wäre [quasi im Auftrag des Autors] an der vorliegenden Geschichte aktiv mitzuwirken!) einer alten Gesangslehrerin in der Nachbarschaft seiner Kinder- und Jugendjahre. Es war dies eine seelensgute, liebenswerte, weitgehend schon verwelkte weiß-blonde Dame reichsdeutscher Herkunft, ehedem wohl Opern-, oder Operettensängerin, vielleicht auch: Soubrette, die über eine ganz erstaunliche Nase verfügte. Ja, dieser Zinken dominierte das an sich nicht unhübsche Gesicht der gewesenen Vokalistin.
Jung-Schmunchs Eltern mutmaßten – zugegeben, ein wenig boshaft –, just dieser dann doch eher unförmige Gesichtserker sei zumindest nicht ganz unschuldig daran gewesen, dass die freundliche Musikerin und herzensgute Gesangsvirtuosin, zumindest soweit es allgemein bekannt war, ihr Leben lang unbemannt geblieben sei.
Doch: Was wissen wir wirklich über solche Dinge?! Vielleicht fühlte sie sich auch bloß zu wenig hingezogen zum männlichen Geschlecht? Womöglich spürte sie diesbezüglich ganz andere Präferenzen in sich; am Ende solche, über die sie sich gar nicht und gar nie im Klaren werden sollte? Vielleicht war sie auch weitgehend asexuell? (Und besagte Vokalistin nahm womöglich gar Tendenzen vorweg, die erst Jahrzehnte später zum Tragen kommen sollten, wie Trans- oder Metro-Sexualität et cetera?)
Ja: Vielleicht schiss sie sich was auf Männer, weil sie als blutjunge, blühende Soubrette, damals in Essen (Gelsenkirchen oder Hannover) schlechte Erfahrungen hatte machen müssen mit, sagen wir: Jochen, dem Ersten Bösewicht (oder Buffo) der Städtischen Bühnen, diesem Hallodri und Weiberhelden? Hatte womöglich er sie, die allenthalben Naive, auf billige Weise und mittels Routine und schweren Rasierwassers herumgekriegt? Sie in ihr Unglück gestürzt? Und ihr womöglich ein (zu allem Überfluss: behindertes) Kind angehängt? Oder sie in eine, ihr weiters Leben verdüsternde Abtreibung mit darauffolgendem schlechten Gewissen gezwungen? Ja, hatte dieser Jochen (oder so) der Nasen-dominierten Gesangsartistin solcherart die Zukunft versaut?
Wir wissen es nicht.
Jedenfalls: Ihre Nase war gewaltig.
Vom Nichts
„Ach, wenn jedes Ich sein eigner Vater und Schöpfer ist“, so zitiert Rüdiger Safranski („Romantik. Eine deutsche Affäre“) Jean Paul, „warum kann es nicht auch sein eigner Würgengel sein?“ Dabei geht es ihm freilich nicht – nur – um das wagemutige Ausloten des Seins (und natürlich auch des Nichts; man kriegt die beiden nämlich ausschließlich im Doppelpack!), sondern, sich sogar einen Schritt weiter wagend, um die Abkehr davon; um ein Spiel vielleicht (freilich nicht im Schiller’schen Sinn), wenn es sein muss; auch um das, was der Zeitgeist der Romantik seltsamerweise just Nihilismus nennt. (Da merkt man erst, wie alt mancher ach so modern anmutender Ausdruck mitunter sein kann!)
Womit wir der Sache immerhin schon schon recht nahe sind.
Das Nichts nämlich, ob es nun unabwendbares (oder immerhin selbstgewähltes) Schicksal wäre oder bloß akzeptierte Norm, könnte vielleicht sogar das erwünschte Ziel allen Strebens sein. Und: Das Nichts vermöchte sogar unabwendbar und unvermeidbar unser Bestreben krönen. Nicht als etwas, das bloß draußen vor der Tür (diesmal ganz ohne Wolfgang Borchert!) wartet, in dunkler oder mondheller Nacht. Oder am helllichten Nachmittag.
Vielleicht sogar grinsend.
Die Gesichtszüge zu einem mephistophelischen Smiley verzogen.
Allerdings ist nicht lange Verlass auf das Nichts als quasi spielerische Vital-Basis.
Wir müssen zwangsläufig schwarz sehen. Pointiert gesagt, warum: Weil wir in so vielerlei Hinsicht dem Nichts ausgeliefert sind, indem wir uns ihm selbst ausgeliefert haben.
Das Nichts ist uns somit zum Aufenthaltsort bestimmt; so, wie die „Geschlossene Gesellschaft“ im gleichnamigen Stück Jean-Paul Sartres zu Recht die Hölle in sich selbst ortet.
Dagegen hilft nicht einmal das berühmte Freiheitsargument des Dichter-Philosophen, das uns der Autor von „Das Sein und das Nichts“ bereitwillig anbietet. In diesem Denksatz geht es um „Freiheit als Essenz des menschlichen Bewusstseins“ (Jeffrey Gordon „Sartres Argument der Freiheit“ in Michael Bruce/Steven Barbone (Hg.), Die 100 wichtigsten philosophischen Argumente“. Darmstadt 2013.)
Interpretation sei letztlich alles, heißt es hier, salopp gesagt. – Warum? – Da „das Gegebene (…) keine Bedeutung an sich“ besitze. Und daher habe das Ich gefälligst „eine gewisse Bedeutung“ an die uns umgebenden Dinge abzugeben! Fazit: „Das Ich ist somit die Quelle seiner kausalen Wirksamkeit“ (wie oben, a.a.O.).
Der Zustand des in keiner Weise Determiniert-Seins (Sartre: „Der Mensch ist zur Freiheit verurteilt!“) bedingt indes auch den Zustand des Ungeschützt-Seins.
Kurz: Von nichts kommt nichts. Und: Alles hat seinen Preis … Auch und besonders die Freiheit des Menschen.
Eine unentrinnbare Freiheit.
Das Nichts hat freilich auch eine quasi alltagsgemäße, weit weniger philosophische Dimension. Quasi eine küchenphilosophische. Und da interpretieren wir das Nichts – egal, ob es nun die Romantiker kreiert haben, ob es am Ende ein Seins-Geschenk Martin Heideggers oder aber uns von Jean-Paul Sartre dediziert worden ist –, da interpretieren wir das Nichts also weniger, als wir es vorsichtshalber von vornherein fürchten: Indem wir nämlich in ihm eine ewige Unbekannte sehen und immer wieder darüber von Neuem erschrecken.
Freilich: Es gelingt uns auch nicht, es zu meiden. Im Gegenteil. Wir flattern ihm entgegen wie die armen Vögel, die das Glas der gigantischen Scheiben nicht als harte Materie erkennen und folglich, weil es bekanntermaßen durchsichtig ist, mit aller Kraft dort dagegen-fliegen, wo sie eigentlich unendliche Freiheit (sic!) erwarten …
Ein Missverständnis unter vielen. Oder ein Nicht-Verstehen-Wollen, je nach dem. Doch – warum?
Weil es allem Anschein nach so schön ist, Missverständnissen zu er- und zu unterliegen? Oder weil es uns als so viel leichter erscheint und bequemer? Leichter und bequemer, als Wahrheiten zu akzeptieren und zu verstehen? Oder – – –
„Es wird offenbar in der Menschen- und speziell Kulturgeschichte nicht allein fast alles grundsätzlich missverstanden“, merkt Eckhard Henscheid in „Kulturgeschichte der Missverständnisse“ (Stuttgart 1997) an. Und weiter: „Es besteht auch, wo schon mal was richtig verstanden wird, ein offenbares Bedürfnis danach, es im Nachhinein wieder zu fälschen und zu verwirren, dem Legendenzwang auch da noch nolens volens sturheil zu gehorchen. Ein Bedürfnis nach Miss- und Unverstand.“
Allerorten herrscht – neben Dummheit und böser Verblödung – in der Tat naiver Unverstand vor. Nicht zuletzt, wenn eine an sich praktische Sache ins Lächerliche überzogen wird. So nützlich eine Abkürzung sein kann, so nervtötend und idiotisch wirkt sich ihre schiere Vermassung unter Umständen aus. Und so nützlich eine rasche Mini-Mitteilung auch sein mag, eine Ab-Kürzung also des ansonsten enorm wortumgfänglichen Mitteilungsmonstrums auf ein paar rudimentäre Kürzel, gekrönt von einem verbindlichen Emoticon, so penetrant wird solches in der Millionen-haften Wiederholung und Vervielfachung.
Die Masse macht das Harmlose – und nicht nur auf diesem vergleichsweise (zumindest beinahe:) ungefährlichen, eher lächerlichen (sic!) Nebenschauplatz – zum Bedrohlichen.
Der Teufel sitzt (wenn er nicht gerade das Detail bewohnt) eben auch im Smiley.
Da könnte man sogar meinen, er lache sich eines. Oder grinse es sich eben. (In Erinnerung an die Carrolls’sche Lachkatze …) Und in der Folge dürfte man vermutlich mit Fug und Recht behaupten, (immerhin) manches Lachen habe etwas Infernalisches, etwas Teuflisches an sich.
Was allerdings, zumindest indirekt, im Wesen des Humors liegen könnte.
So zitiert Manfred Geier („Worüber kluge Menschen lachen“, Reinbek bei Hamburg 2006) – na, wen wohl? Richtig, Jean Paul (aus dessen „Vorschule der Ästhetik“): „Der Humor, als das umgekehrte Erhabene, vernichtet nicht das Einzelne, sondern das Endliche durch den Kontrast mit der Idee. Es gibt für ihn keine einzelne Torheit, keine Toren, sondern nur Torheit und eine tolle Welt.“
An einer anderen Stelle, im kurzen Aufsatz „Über das Immergrün unserer Gefühle“ bekennt sich Jean Paul zum Optimismus (auch und gerade im Alter), indem er äußert: „Ich gewinne gern, wo es nur angeht, allen Monden unseres Lebens die Sonnenseite ab.“ Und weiter: „Nur ein enges Herz wächst nicht, aber ein weites wird größer; jenes verengen die Jahre, dieses dehnen sie aus. Nur irret der Mensch (…) über die warme Tiefe seiner Gefühle.“
Zudem gibt der Dichter „in allen (…) Klagen über das Nachdunkeln der Gefühle einen Trost zur Antwort“, nämlich „den Trost ihrer Auferstehung durch die Kunst.“
Halten wir uns denn bei Laune! Ob durch Kunst oder lediglich im Lachen über das Unglück anderer! Aus dem reichen Fundus im Wortsinn guter Unterhaltung kann sich jeder mit ein wenig Glück etwas Passendes fischen.
Übrigens, Sigmund Freud (1856 – 1939) wird dem launigen Thema circa zwei Jahrhundert später in seinen zwei Abhandlungen – „Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten“ (1905) und „Der Humor“ (1927) – auch den notwendigen Ernst oktroyieren. Bekanntlich ist der vielseitige Mediziner in erster Linie Neuropathologe; was zwar nicht genuin witzig ist, aber seinen Zugang erklärt: eben über das Er-Forschen möglicher Fehlfunktionen im Bereich der Nervenbahnen und des Nervensystems. Und dass der Weg des (assimilierten) Juden Freud zu akademischer Anerkennung in der extrem antisemitisch ausgerichteten Donaumetropole ausgesprochen dornig verläuft, spielt dabei sicherlich keine so ganz untergeordnete Rolle …
Aber jetzt einmal ganz allgemein: Warum etwa manche Philosophen so (oder auch nicht) zum Lachen, zu Witz und Humor stehen, wie sie es tun, ist am besten im Einzelfall zu überprüfen. Immerhin gibt es mannigfaltige Äußerungen bei Immanuel Kant, Arthur Schopenhauer und Kollegen zum spaßigen Begriffsfeld nachzulesen, was sich durchaus lohnt. Über je weniger Witz – hier in der volkstümlichen Bedeutung des Humorvollen – einer verfügt und je weniger Esprit oder Humour wir ihm a priori zugestehen wollen, als umso zäher werden wir in aller Regel auch sein Philosophieren empfinden. (Zu Witz, Esprit und Humour siehe auch: Elmar Seebold [Hg.], „Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache“. 23. Aufl. Berlin 1999.)
Zurück zu den vorhin erwähnten Abhandlungen Freuds. Der Aufsatz „Der Humor“ nimmt sich dabei eher dünn aus, verglichen mit seinem prall mit jüdischen Scherzen gespickten Vorgänger „Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten“. Auf der Suche nach der Quelle der Lust am Humor stößt der Begründer der Psychotherapie aus Wien auf den „humoristische[n] Lustgewinn aus erspartem Gefühlsaufwand“.
Auf der Suche nach den humorigen Urgründen (wohl auch und überhaupt des homo ridens) ortet Freud zuletzt freilich im Über-Ich den Ursprung des humorig-freudvoll Erquickenden, wenn nämlich just diese Instanz es ist, die „im Humor so liebevoll tröstlich zum eingeschüchterten Ich spricht“.
Ach ja: „Und endlich, wenn das Über-Ich durch den Humor das Ich zu trösten und vor Leid zu bewahren strebt, hat es damit seiner Abkunft von der Elterninstanz nicht widersprochen.“ (Und per Elterninstanz sind wir fast schon wieder beim allseits beliebten Ödipus gelandet …)
Fazit: Das Ich geht, traulich begleitet vom Über-Ich, durch die Esse des Es, immer brav der Nase nach; und nichtet sich kontinuierlich als – Seins-Nichts. (Und das haarscharf vorbei an Jean-Paul Sartre und Martin Heidegger.) Ergo bleibt ihm bloß, ganz ins Spiel vertieftes Kind, sowohl Schillers als auch Nietzsches, sich als Kein-Es an der nächsten Morgenstern’schen Straßenbeuge gemütlich anzuscheißen. 🙂
Freilich, auch Schrödingers Katze lebt gefährlich.
Doch diesmal ist es ja noch gut gegangen.
E N D E
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