
Alles Gute
Ein Report von
Bernd Schmidt
© by Bernd Schmidt, Graz 2015.
Ja, zum Lachen seid ihr mir, ihr Gegenwärtigen!
Und sonderlich, wenn ihr euch über euch
selber wundert!
Friedrich Nietzsche, Also sprach Zarathustra
*
(…) abgesehen davon, dass natürlich zuviel
Sex ebenso ungesund ist wie zuviel Fett.
Ludwig Marcuse, Obszön
*
Unsere Literatur sieht einer Periode der
Obdachlosigkeit entgegen, der Faden der
dichterischen Produktion wird grausam
abgeschnitten.
Karl Kraus, Die demolierte Literatur
*
Eins …
Dass Franz Wilhelm Eisenbleu im Allgemeinen als ein Arsch angesehen wurde, war nicht gerade eine Neuigkeit. Im Gegenteil: Arsch war noch eine der netteren Bezeichnungen, die man für den dicklichen Schriftsteller und Freund gänzlich antiquierter, überaus farbenfroher, aufreizend schillernder Seiden- oder Brokatwesten (und farblich darauf abgestimmter nicht minder scheußlicher Einstecktücher) parat hatte. Ein Arsch. Ein neugieriger Arsch.
Da erging es dem leicht rotgesichtigen Endvierziger mit den kümmerlichen, rötlich-blonden Haarkringeln um die beachtliche Glatze und der dünn-goldumrahmen Brille ähnlich wie damals dem angeblich ebenfalls alles beobachtenden und jedes Gespräch belauschenden Altphilologen, Gymnasial-Rektor, Journal-Herausgeber und Adabei im schönen herzoglichen Haupt-Städtchen Weimar ab der mittleren Goethe-Zeit, nämlich dem legendären Spötter, Stichler und Nörgler Karl August Böttiger (1760 – 1835), der die literarischen und anderen Zustände und Zeitgenossen aufs Korn nahm sowie das Tun und Lassen der eitlen Protagonisten kommentierte und in seinen, erstmals anno 1838 erschienenen und recht saftigen Erinnerungen niederlegte: „Begegnungen und Gespräche im Klassischen Weimar“.
Der vielseitige Karl August Böttiger setzte jedoch sein phänomenales Gedächtnis nicht nur für eigene Aufzeichnungen aus der Szene der Weimarer Geistesgrößen zu seiner Zeit im Herzogtum, von 1791 bis 1804, ein, er wirkte auch als Gymnasial-Rektor und Volksbildner. Ab dem Jahr 1804 dann übrigens so erfolgreich wie früher in Weimar, nun aber in Dresden. (Sehr zur Erleichterung von Goethe, Schiller und Genossen, die froh waren, den aufdringlichen Schnüffler endlich los zu sein …)
Nein, persönlich besonders beliebt war der fachlich hochgeschätzte Gelehrte nicht wirklich.
Eine Parallele zu Eisenbleu. Denn wie der aus Reichenbach im Vogtland stammende Böttiger wurde auch der Autor aus Graz allenthalben und mit Vorliebe als Arschgesicht oder Vogelscheuche, als Schmeißfliege und Grottenolm bezeichnet. Und das in der Regel von Leuten, die mit der Person des Ur-Seitenblickers, mit diesem ominösen Karl August Böttiger, rein gar nichts anfangen konnten; vielleicht auch mit der ganzen Vorklassik und Klassik und mit dem putzigen Hauptstädtchen Weimar nicht. Ja, womöglich auch mit dem von ihnen gerade erst verunglimpften Franz Wilhelm Eisenbleu nicht …
Mit Sorgfalt wurden die zwei Männer, Böttiger, wie Eisenbleu, ausnahmslos und in aller Regel – hinter ihren beiden (annähernd wohl gleich breiten) Rücken auf wenig flätige Weise beschimpft und heruntergemacht. Freilich, von Angesicht zu Angesicht wollte man sich mit den womöglich doch irgendwie einflussreichen (und ihrerseits nicht minder intriganten) High Society-Kasperln dann ja nicht gerade anlegen … Im Gegenteil, man lud diesen wie jenen gierigen Wichser sogar herzlich gern ein zu allen wichtigen wie auch unwichtigen Treffen und ließ sie, in der Hoffnung auf ihre Milde (und die dafür umso penetrantere Kritik an anderen Gastgebern und Betreiberinnen diverser Salons), allemal hochleben.
Erstaunlich war nur, dass der Eiertanz, den man mit einem Macher der halb-öffentlichen Meinung damals, in Sachsen-Weimar und Eisenach, aufführte, sich eins zu eins im angehenden einundzwanzigsten Jahrhundert wiederholen ließ. Sollte die Gesellschaft der Vorklassik und der Klassik, somit der Zeit von Goethe, Schiller oder Wieland, von Schlegel und Herder, den Humboldt-Brüdern, von Jean Paul oder Fichte, tatsächlich der heutigen, um das Jahr 2015, so ähnlich sein?!
Sie war es. In der Tat.
„Alles Gute! Lieber Eisenbleu!“ – „Alles Gute, verehrter Franz Wilhelm!“
So klang es ihm schon von weitem entgegen, wenn er, von seiner jeweiligen, einer der allesamt geschmacklosen unmodernen Westen aus Seidenstoff oder Brokat also, umglänzt, bei den meist ebenso geschmacklosen Festbanketten, Feten oder Partys erschien (oder, wie einer seiner entschiedensten Widerparte, nämlich der Schriftsteller-Kollege August A. Rüsselhardt, es süffisant auszudrücken liebte: antänzelte). Mit gespitzten Ohren und angespannten Nerven, mit schwarzem Moleskine-Notizbüchlein und schwarzminigem Kugelschreiber der Marke Graf von Faber-Castell quasi im Anschlag.
Alles Gute! Alles Gute!
Die Gastgeberinnen und Gastgeber, auch die in der Tat meist ziemlich bedient wirkenden Bedienten, das nicht selten überforderte Catering-Personal, die längst abgestumpften Kellnerinnen und Kellner (die Domestiken naturgemäß besonders penetrant), indes auch die meist ziemlich faltigen (aber auch die chirurgisch runderneuerten) alten Vetteln und ihre meist entsprechend unpassend jugendlichen Galane unter den Gästen, allesamt Grünschnäbel mit dümmlicher Model-Attitüde, wie auch die abgewirtschafteten Wirtschafts- und Politgreise mit ihren grell-geschminkten, indes lustlos aufgebrezelten Immer-noch-Erstehefrauen, mit deren zweiten oder dritten Nachfolgerinnen oder mit den über-peinlichen Fast-noch-Kind-Freundinnen, sie hopsten gleichsam nach Eisenbleus Pfeife – wenn er hinsah. Und beschimpften das kuriose Faktotum unserer verlotterten und längst schon von allen guten Geistern verlassenen Welt hinter seinem unschön breiten, seit Jahrzehnten indes schon (aus psychosomatischen Gründen) leicht gekrümmten Rücken, wenn die schillernde Weste, sozusagen: außer Reichweite war, umso deftiger.
Dann hob das penetrante Getuschel an: „Hast du ihn schon gesehen, diesen Arsch?!“ – „Ja, doch! Dieser hundsgemeine Schweinekopf!“ – „Bin schon gespannt, was er wohl als Nächstes wieder von sich geben wird an Boshaftigkeiten!“ – „Der Teufel soll es holen, dieses verdammte Arschgesicht!“
Jedenfalls, Arschgesicht Eisenbleu brauchte sich keine Sorgen zu machen, die notwendige Zahl von Feinden, Missgünstlingen und Gegnern hätte er jeder Zeit zusammengebracht, um als vergleichsweise tapferer Eigenbrötler und stolzer Gegen-den-Strom-Schwimmer zu gelten im gesellschaftlichen Seichtgewässer der Angepassten, im Stehsud der diversen Speichellecker und in der allgemein fortschreitenden Geistesversandung der immer und immer wieder so leicht Zufriedenzustellenden und schnell Gesättigten. Denn wenn er auch meistens als unbestrittene Arschgeige gleichsam den Ton angab (das Kammer-A), so ganz charakterlos und fies, wie er nun einmal vielen seiner in der Tat inferioren Feinde erscheinen mochte, war Franz Wilhelm Eisenbleu ja eigentlich gar nicht. Ganz im Gegenteil.
Wenn sich nicht im Verlauf einer Fete oder Party irgendwo dann doch noch sein Freund, der Kulturjournalist Dr. Primus Inter zeigte (oder sonst eine oder einer der wenigen Künstlerkollegen, die ihn mochten), so tauchte der Schriftsteller, zugegeben nicht gerade ein Autor von sogenannten Bestsellern und massentauglicher Belletristik, im Allgemeinen quasi als ein menschlicher Solist in Erscheinung, wie er es selbst einmal, allerdings: in leicht depressiver Stimmung, ausgedrückt hatte. In einem Sonett. Denn wenn Eisenbleu unter Depressionen litt, dichtete er in aller Regel wohlklingende Sonette.
Er liebte nämlich die strenge Form, den Endecasillabo (den so adretten Elfsilbler), zudem das stringente Reimschema und die nicht minder akkurate Strophenform. Und erst ein korrekt gewundener Sonetten-Kranz, der galt ihm ausgesprochen viel …
Franz Wilhelm Eisenbleu kam also fast immer allein zu den meist widerlichen Festen, Empfängen und Partys. Wie er auch allein zu nicht minder penetranten Premieren, Vernissagen oder Konzerten erschien; wenn er solche Anlässe überhaupt mit seiner Anwesenheit beehrte. Und wenn er – zum Beispiel – den ewig besoffenen, künstlerisch bis dato kaum jemals ertragreichen Max „Murx“ Müllsteger im Zuge eines solchen Idioten-Auflaufs auch nur erahnte, einen inferioren Maler, zudem von niedrigstem Mental-Niveau, so wäre er am liebsten gleich wieder umgekehrt.
Doch just solche Halbaffen wie diesen gewesenen Neuen Wilden, „Murx“ Müllsteger, der sich längst schon der gleich nichtssagenden wie überflüssigen Konzept-Kunst widmete und neuerdings sogar zurückgefunden hatte zur Fäkal-Art – als Fortsetzung beziehungsweise Aufhebung der ebenfalls längst antiquierten Eat-Art – und nunmehr seine eigenen de facto beschissenen Unterhosen zu angeblich super-geilen Exhibitionen drapierte, just solche Halbaffen drängte es partout in Eisenbleus ohnedies schon über Gebühr gereizten Dunstkreis; und sei es nur für ein paar Halbsätze, eine hingeworfene Anmerkung, Kritik (egal ob Tadel oder Lob), einen angedeuteten Aperçu. (Vielleicht sogar eine Viertel-Beschimpfung.)
Das Bild glich einem anderen, ebenfalls mehr als bloß schäbigen: Es war so, wie es manche Wallfahrer unbändig danach gelüstete, den steinernen großen Zeh ihres geliebten Heiligen, der da in der ebenfalls steinernen katholischen Sandale ruht (der Zeh, nicht der Heilige), wenigstens kurz nur zu berühren. (Worauf hin, o Wunder, die Marmorgliedmaße sukzessive kleiner und kleiner wird durch die Jahrhunderte, bis sie gänzlich verschwunden ist …)
Ja, „Murx“ Müllsteger entsprach ganz dem übergroßen Präparat einer vor sich hindösenden Zecke, stets zum Angriff bereit. Und Eisenbleu verachtete den ignoranten Scheißer.
Oder die alternde Film- und Fernseh-Kleindarstellerin Renata Susanna LaTour (in Wahrheit: Gluckauf), die vor Ewigkeiten fast einmal bei Rainer Werner Fassbinder gespielt, später, überaus TV-affin, in erster Linie für Scheuermittel, überlange Kinderschnitten und Zahnpasta geworben hatte. Nunmehr schob sie bei jeder sich auch nur im Entferntesten bietenden Gelegenheit ihr immer noch beträchtliches Dekolleté durchaus bedrohlich durch die Menge – und in Richtung Franz Wilhelm Eisenbleu. (Ob er nicht vielleicht …? – Nein, er nicht!)
Oder die mickrige Fistelstimme Erika Pimperl. Ein weithin bekannter dickbäuchiger Kritiker mit wulstigen Würstelfingern und kurzem Atem hatte ihr, als fragwürdiges Honorar ein nicht minder fragwürdiges Schäferstündchen fordernd (und erhaltend), dereinst eine große Karriere im Oratorienfach prophezeit. Es war bei der Voraussage geblieben. Die Pimperl pimperlte weiter krächz-fahl und im Wortsinn verschrieen vor sich hin und hinter sich her.
Oder der weitgehend Begabungs-freie Komponist Erasmus Xavier Förenkitzler: Auch er ein zu früh hochgelobter Noten-Nebochant, klebte immer noch an den Schuhsohlen potenzieller Förderer, Subventionsgeber und Ermöglicher wie der bröselige Rest alter Hundekacke. Ob Eisenbleu vielleicht nicht doch, eingedenk -? (Der Autor verweigerte sich auch diesem schleimigen Annäherungsversuch standhaft.)
Warum auch? Was hatte Eisenbleu mit all diesem Abschaum zu schaffen? Mit diesen Charakteren, geformt aus miesem Wackelpudding? Mit diesem Abfall, der lediglich als Kontrastmittel einsetzbar war, um tatsächlich Begabte noch etwas heller erstrahlen zu lassen?
Und derer gab es in der Tat nur wenige.
Nein: Eisenbleu hielt – mit wenigen Ausnahmen – die Nähe anderer kaum noch aus.
Nur die schier anonyme Gesellschaft, als quasi amorphe Masse von Hohlköpfen, hirnlosen Giftspritzen und irgendwie schattenhaft wirkenden Lemuren, die ertrug er ohne weitere sichtbare seelische wie körperliche Blessuren. (Auch wenn er, ohne Zweifel, unter ihr litt.)
Gut, Eisenbleu war, für sich genommen, nun eben auch nicht einer der Einfachsten. O ja, er hatte seine Tücken und vermochte einem durchaus auf den Sack gehen. Er war schon ein Arsch. Aber eben – ein weitestgehend ehrlicher Arsch.
Und ein unbequemer Mensch.
Kein Wunder also, dass seine erste Frau diesen alles andere als einfach zu handhabenden Schriftsteller nach drei Jahren des aufreibenden Nervenkriegs, den Betty und Franz Wilhelm übrigens mit Inbrunst gegen einander führten, dann endlich doch verließ.
Nein, so äußerte sich zumindest Elisabeth (übrigens, eine geborene Gamlitzer) später, auf die Misere ihrer Ehe angesprochen, das habe sie sich nicht länger antun wollen: „Auch wenn ich weiß, dass für unsereins leider kein Tierschutz der Welt zuständig ist … Aber das – nein!“ Und mit dem war selbstredend er, Franz Wilhelm, gemeint.
Ihr Zusammenleben, das von Anfang an einem permanenten Auseinander-Leben geglichen hatte, war schlechthin enervierend ausgefallen; so (relativ) angenehm die zwei Jahre auch immer verlaufen waren, die das intensive Kennenlernen der beiden vorher gedauert hatte …
Man trennte sich also mehr oder weniger im Guten, „da ja kein nennbares und von außen erkennbares Verschulden bei ihr oder bei ihm zu orten“ gewesen sei, wie der Scheidungsrichter es etwas blumig ausdrückte. (Im Umgang mit Poeten und anderen der Sprache als mächtig Geltenden befleißigen sich Juristen, ansonsten und für gewöhnlich nur zu gern in Plattitüden schwelgend, nicht selten einer ein wenig skurril wirkenden, vorgeblich gehobenen Ausdrucksweise, um so wenigstens etwas Bildung vorzutäuschen.)
Circa fünf Jahre nach dieser matrimonialen Panne heiratete Eisenbleu die um einiges jüngere Geraldine, Tochter eines – ehemaligen – Künstlerfreundes, nämlich des Malers Eusebius Siebenfroh, und selber eine sogenannte Kreative. Doch auch diese Ehe scheiterte eher kläglich. Am Arsch Eisenbleu, wie Geraldine nicht aufhörte zu betonen. An Geraldines Unvermögen, in der Kunst und überhaupt, wie man hin und wieder vom Ex hörte.
Und Eisenbleu, der, obschon aus recht wohlhabendem Haus stammend und nie mit echter Armut konfrontiert, in einer fast schon neurotisch zu nennenden ständigen Existenzangst lebte, entschied sich nach diesen beiden gravierenden Misserfolgen im Rayon der Partnerschaft in der Folge für die weitgehende Einsamkeit, die ihm allerdings vier überaus individuelle Felidae versüßten: die großartige Kartäuserkatze Blue, der kastrierte Perserkater Fritzchen, die braun-schwarz-gelb-weiße Frau Minka sowie der etwas kleingeratene Siam-Kater von Strasbourg.
Freilich – war es tatsächlich seine Existenzangst, die den Autor immer wieder lähmte?
Doch, eine besondere Art dieser Daseinsfurcht gab es. Eisenbleu befürchtete nämlich nicht um sein Leben, sein (hart oder leicht) erworbenes Vermögen, seine Habe et cetera, sondern vielmehr darum, dies alles könnte ihm tatsächlich auch zukünftig erhalten bleiben. Denn die – immerhin irgendwie erahnte – Möglichkeit, es gäbe wirklich Sicherheit im Dasein, die vermochte ihn elementar zu verunsichern! Weniger sicher, so wäre es ihm lieber gewesen.
Eisenbleus Existenzangst bestand, anders ausgedrückt, in der Befürchtung, alles könnte annähernd so bestehen bleiben, wie es war.
Arsch Eisenbleu hatte so gut wie keine Freunde – mit einer entscheidenden Ausnahme: Er verfügte nämlich über einen gleichaltrigen Schulkameraden aus gemeinsam bewältigten Jahren der Gymnasialzeit. Aus einer Epoche, die beide später gern (und, zugegeben: ein wenig hochtrabend) als ihre Sturm & Drang-Zeit apostrophierten. Dieser sein Intimus hatte Eisenbleu später übrigens dann auch in die Freimaurerloge „Zur einträchtigen Sonne“ eingeführt, was für den angehenden Schriftsteller durchaus von Vorteil gewesen war – besonders am Beginn seiner Karriere.
Dieser Ausnahme-Freund war der im Allgemeinen als eher zynisch verrufene, bekannte Kulturjournalist Dr. Primus Inter. Als durchaus geistreicher Rezensent, aber auch als gewiefter Kunstkenner weitestgehend unangefochten, leitete Inter, selbst gelernter Germanist und absolvierter Philosoph sowie aus Liebhaberei (und Vorliebe für die lateinische Sprache) – wenn auch abgebrochener Weise – Theologe, recht rigoros den Feuilletonteil der ansonsten eher boulevardesken Tageszeitung „Blick in die Zeit“.
Der Dr. Inter war einerseits gefürchtet, zum anderen wurde er strikt abgelehnt.
Nur wenige aus der Reihe der Kunstschaffenden, die zumindest von ein bisschen Selbstkritik und Einsicht bestimmt waren, befanden insgeheim manche seiner Äußerungen und Anmerkungen freilich als durchaus gerechtfertigt. Und diese Exemplare schätzten Inter.
Doch waren sie, wie gesagt, bei weitem in der Minderzahl. Und Selbsteinsicht gilt unter Kunstschaffenden aller Bereiche bekanntlich kaum als eine Qualität; was man ihren Werken grosso modo auch ansieht.
Insgesamt war Redakteur Inter, wie gesagt, gefürchtet. Und seine Standard-Formulierungen – „Ich sehe, da tun sich Abgründe auf!“ und „schlicht und ergreifend“ – ließen in der Folge dann auch allemal nichts Positives erwarten. (Inter war indes auch sogar der Selbstironie mächtig, und nicht einmal die Freimaurer waren diesbezüglich vor seiner Kritik sicher, nannte er [zumindest dem Freund Eisenbleu gegenüber] ihren Verein statt „Zur einträchtigen Sonne“ doch gern „Zur einträglichen Sonne“ …). Womit er nicht falsch lag, gerierte sich der eigenartige Klub in der Tat längst schon mehr als Versorgungsunternehmen für wenig bis gar nicht begabte Mitläufer, für an Geistesgaben schwache Berufserben und für sonstige Intelligenz-Notständler. Ja, Leute wie Dr. Primus Inter oder auch Franz Wilhelm Eisenbleu, die waren da in der Tat positive Ausnahmen. Und das wollte viel sagen.
Man wünschte sich also allenthalben diesen Eisenbleu zum Teufel. (Aber auch den so gestrengen Feuilletonisten Inter. Am besten gleich im Doppelpack, wenn es ginge!) Und das, obgleich sich die meisten Patienten sowohl dem oft sarkastisch-satirisch argumentierenden Schriftsteller als auch dem nicht selten geistreich-zynischen Kunstkritiker gegenüber in der Öffentlichkeit scheißfreundlich gaben.
Und noch etwas, auch das kam vor: Ihn, Eisenbleu, versuchten einzelne Rezensenten und besonders schlaue Germanisten, vorgebliche Sprachforscher und ähnlich geistig Behinderte gleichsam wegzuloben und dergestalt mundtot zu machen. So verglichen ihn ein paar Superschlaue zum Exempel schon auch mal mit dem französischen Schriftsteller Michel Houellebecq. Was allerdings Franz Wilhelm Eisenbleus Auffassung selbst absolut zuwider lief: Hielt er doch den Franzosen aus Réunion, der die Welt mit Werken wie „Elementarteilchen“, „Ausweitung der Kampfzone“, „Plattform“ oder „Unterwerfung“ zu beschenken gewusst hatte, bestenfalls für einen (im Wortsinn) zahnlosen Agnostiker; und zudem für einen üblen Säufer – wobei beides zweifelsohne Übertreibungen waren. Allenfalls für einen begabten Lyriker, seine Prosa indes durchwegs für entbehrlich.
Gut, auch Houellebecq seinerseits hatte seine Bedenken gegenüber den Sprachwissenschaften, was Eisenbleu eigentlich versöhnlich hätte stimmen können. (Denn, sah man von Freund Primus Inter einmal ab, lehnte Eisenbleu gerade das Germanisten-Gesindel und ganz allgemein die Papier-scheißenden Sprachwissenschafts-Heinis rigoros ab.) So formulierte Houellebecq, durchaus Eienbleu-like in seiner mehr als bloß umstrittenen Islamisierungsfarce „Unterwerfung“ (2015) recht keck: „Ein Studium im Fachbereich Literaturwissenschaften führt bekanntermaßen zu so ziemlich gar nichts außer – für die begabtesten Studenten – einer Hochschulkarriere im Fachbereich Literaturwissenschaften.“ Und er fuhr fort: „Wir haben es hier im Grunde mit einem recht ulkigen System zu tun, das kein anderes Ziel hat, als sich selbst zu erhalten; die über 95 Prozent Ausschuss nimmt man in Kauf.“
… nach …
Es mit der political correctness nicht ganz genau zu nehmen, wie es an Franz Wilhelm Eisenbleu immer wieder auffiel, konnte auf Dauer immerhin einigermaßen gefährlich werden. Noch dazu in Zeiten von Internet, Facebook und Twitter. (Und trotz Freimaurerei.)
Doch wäre Arsch Eisenbleu nicht Arsch Eisenbleu gewesen, wäre ihm solches nicht am Arsch vorbei gegangen. Dabei überwog indes immer noch die Originalität die merkbare Ablehnung, wie er sie nun einmal verschiedenen Ansichten, auch Ereignissen oder sogar Einzelpersonen gegenüber formulierte. Je dümmer ihm die betreffenden Individuen vorkamen, umso deftiger fielen freilich auch seine Anmerkungen aus. Und wenn er die Provokation etwa des Pariser Satire-Magazins „Charlie hebdo“ nicht immer goutiert hatte, so empfand er nach dem hinterhältigen Islamisten-Anschlag auf die Mitglieder der Redaktion im Winter 2015 natürlich volle Solidarität mit den französischen Kollegen. Und vielleicht spornte ihn dieses gemeine Attentat sogar zusätzlich an, noch aggressiver gegen pseudo-religiösen und politischen Extremismus vorzugehen und anzuschreiben. Ja, Politik, Verwaltung, aber auch Finanzwesen und Kunstbetrieb – alles das lieferte ihm permanent Stoff zu saftigen Attacken.
Aber war Eisenbleu auch bereit, obszön zu formulieren?
Nimmt man allein die (ohnedies schon mehr als bloß fragwürdigen) Interpretationsversuche des Wortes obszön, so könnte man das bejahen: Doch, doch, Franz Wilhelm Eisenbleu bekannte sich zum einem freien, mitunter sehr freien Wort; mithin zu einem quasi an der Betrachtung des Geschlechtlichen, der Kopulation und der diesbezüglichen, damit womöglich verbundenen Lust geschulten Wort.
Doch nicht nur in diesen, angeblich so heiklen Bezirken – warum übrigens sollten die heikler sein als andere? – täte Unbefangenheit Not, meinte er. Und forderte daher nicht nur für die Literatur sowie die übrigen Künste alle nur mögliche Toleranz und Transparenz. Er wollte sie insgesamt, auf alle Lebensbereiche, ja: auf das Leben selbst!, angewandt wissen.
Und noch etwas: Eisenbleu trat dafür ein, quasi moralisch mehr zu riskieren. („Wir halten da wesentlich stärkere Attacken aus, als uns manche bigotte, mit allen Weihwassern gewaschene Duckmäuser weiszumachen versuchen!“) Eine völlig falsch-verstandene Keuschheit sei hier fehl am Platz, im Gegenteil: Das dauernde Kompensieren und Verstecken sorge gerade erst dafür, das weitgehend Harmlose aufzubauschen und zum potenziellen Skandal aufzublasen.
Als weitestgehender Skeptiker gegenüber allzu (angeblich) Heimattreuem, das sich nicht selten ohnedies in ziemlich pervertierter Tracht und falsch verstandener Volkstümlichkeit präsentierte, offerierte und prostituierte, war er dem quasi Völkischen gegenüber ohnedies misstrauisch. („Da bin ich lieber ein un-Völkischer Beobachter“, merkte er doppelsinnig an.)
Und er hatte sehr rasch noch etwa Wichtiges herausgefunden: „Vor nichts möge man uns mehr schützen als vor dem sogenannten gesunden Volksempfinden!“
Dazu stand er.
„Es mutet doch einigermaßen erstaunlich an“, stellte er nicht ohne Süffisanz fest, „obwohl sich die prominenten zwei Kräfte, nämlich Staat und Kirche, ansonsten derart eifersüchtig um Einfluss auf und Macht über den Menschen streiten, wenn es um die Freiheit geht, so koalieren sie ganz selbstverständlich und vereinigen sich alsbald aufs Verhängnisvollste gegen sie! Ein gesellschaftliches, wirtschaftliches und politisches Desaster ist allemal der Effekt dieser unheiligen Allianz.“ (Zum Thema ist Erhellendes nachzulesen bei: Ludwig Marcuse, Obszön. Geschichte einer Entrüstung. Zürich 1984. – Auch: Elmar Seebold (Hg.), Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 23. Aufl. Berlin 1999.)
Obszön – eine Beschimpfung? Ausgesprochen von heuchlerischen, pharisäischen Bessermenschen? Formuliert gegenüber den anderen, den armen Lustvollen? Denen, die sich an der Fülle des Sinnlichen erfreuen? An einer Fülle, was die literarische, musikalische und bildnerische (sowie die theatralische) Darstellung auch – und gerade – des ansonsten so gern Ausgesparten und Ausgeklammerten rund um das Geschlechtliche, Sexuelle, um Lust eben und Wonne, betrifft? O es herrschte hier nicht nur, was das Begriffliche selbst anging, eine erstaunlich große Diffusion vor. („Man könnte glauben“, spottete Eisenbleu einmal, „sogar die Semantik schämt sich ihrer Reizwäsche …“)
„Die Grenzen der Aufklärung sind noch nicht recht erforscht worden; vor allem nicht ihre Intoleranz contra obscoenum.“ (So Ludwig Marcuse, Obszön. A. a. O.)
Franz Wilhelm Eisenbeu empfand sich selbst deshalb (und weil er es zuzeiten vorzog, die Gesellschaft lieber zu meiden, als an ihrem leeren Getöse Anteil zu nehmen) längst nicht als uninteressiert an den Annehmlichkeiten von Sex und Wohlleben. Im Gegenteil, wenn es ihn danach lüstete, fand er selbstverständlich Mittel und Wege, sich Erleichterung und (im Rahmen der Möglichkeiten weitgehende) Erfüllung zu verschaffen.
Sogar für Wollust fand sich Raum, und er stimmte in Friedrich Nietzsches „Zarathustra“ mit ein, der eben die Wollust beschrieb als „allen bußhemdigen Leib-Verächtern ihr Stachel und Pfahl, und als ,Welt‘ verflucht bei allen Hinterweltlern: denn sie höhnt und narrt alle Wirr- und Irr-Lehrer.“
Er, Eisenbleu, stand zu seinen diesbezüglichen Wünschen und Empfindungen, und so, im Wortsinn: naturgemäß auch zur Wollust; und sei sie „dem Gesindel das langsame Feuer, auf dem es verbrannt wird; allem wurmichten Holze, allen stinkenden Lumpen der bereitete Brunst- und Brodel-Ofen“. Er stand auf ihrer Seite, die „für die freien Herzen unschuldig und frei, das Garten-Glück der Erde, aller Zukunft Dankes-Überschwang an das Jetzt“ darstelle! (Friedrich Nietzsche, Also sprach Zarathustra. 1883 ff.)
Gegen fixe Beziehungen freilich war Eisenbleu – zumindest was ihn persönlich betraf – strikt. Da war er eisern. Nach seinen Erfahrungen (weiter oben wurden nur zwei gravierende geschildert, aber es gab noch mehr Peinlich-Peinigendes auf diesem Terrain …) konnte das freilich auch weiter kein Wunder sein.
Dem kritischen Autor und wortgewandten Verfasser brandheißer Pamphlete war längst klar geworden, dass zumindest für ihn Beziehungen keine nennenswerte Bedeutung hatten. Zumindest keine, „die den Aufwand ihrer meist kostspieligen Anbahnung und nicht minder teuren Aufrechterhaltung rechtfertigten“, wie er es in seinem provokanten Aufsatz „Lasst uns die Kosten scheuen!“ spitz formulierte. (Wobei es ihm natürlich nicht um finanzielle Überlegungen ging. Geld war ihm mehr oder minder egal.)
Der Mensch war Eisenbeus Meinung nach nur sehr bedingt ein zôon piliticon, wie es Aristoteles so hübsch ausgedrückt hatte. (Nämlich, was gegebenenfalls die gemeinsame Errichtung eines Biberdammes betraf; was darüber hinausging, war Illusion.)
Er tendierte als Einzelner zum menschlichen Einzeller.
Zudem war ihm klar, dass etwa die so hochgepriesene Liebe, zuständig für das gezielte Anstacheln der Gefühle, in erster Linie mit dem Finanzamt zu tun hatte. Denn die übelsten Behörden und unmenschlichsten Institutionen erhielten vom Staat (der angeblich wir alle waren) in der Folge auch Einfluss auf die persönlichsten, intimsten und privatesten Dinge und Angelegenheiten und vermochten so unter Garantie, federführend zu werden im Leben des einzelnen, soweit es eben amtskundig zu sein hatte; und es hatte weitestgehend amtskundig zu sein! Ach ja, deshalb gab der Staat dann ja auch seinen Segen, kam es erst einmal zur angeblich artgerechten Einrichtung einer gemeinsamen Lebensform …
Hier legte Eisenbleu sozusagen sein Veto ein, in dem er schrieb, man möge sich endlich entscheiden: „War tatsächlich eine Geliebte gefragt, wenn es um Wärme ging, oder bloß ein Lagerfeuer? Wollte man einen Liebhaber oder eine Wärmeflasche? (Und das alles naturgemäß gegendert!)“
Seine Ablehnung wurde indes zudem aus einer Quelle gespeist, nämlich seinem Misstrauen den quasi außer-menschlichen Mächten, Behörden und Institutionen gegenüber: „Machten nicht gerade Beziehungen und seelisch-körperliche Verstrickungen das vorgebliche Gemeinschaftwesen Mensch erst so richtig regier- und beherrschbar für den Machthaber – egal, ob das eine Religion oder der Staat (oder beides in unsäglicher Personalunion) war?“
Nein, damit war es (zumindest für ihn) aus und vorbei. Denn: Angst konnte er schließlich auch allein empfinden. Dazu musste er, einmal erst zum senilen Philemon geworden, sich nicht noch eine alte Baucis halten.
Die Angst hätte er zudem dann, wenn sie schon unbedingt kommen musste, lieber für sich allein gehabt. Egoist, der er war.
Eisenbeu wandte sich – eigene Arschigkeit des eitlen Trägers der bunten Westen aus Seidenstoff und Brokat sowie der geschmacklosen Einstecktücher hin oder her -, Eisenbleu wandte sich entschieden gegen den Abschaum der Scheinheiligkeit, wie er die düsteren Gesellen der Lustfeindlichkeit und die verwirrten Exponenten des oben erwähnten angeblich gesunden Volksempfindens mit Vorliebe nannte, eines Volksempfindens, das in Wahrheit am ehesten noch einem schlapp gewordenen Keuschheitsgürtel glich und nach dem längst abgestandenem Parfum des Jahrhunderte alten christlichen Sexual-Ekels roch. Ihm stanken sie buchstäblich, egal ob es die alten dumpfen Kirchenväter in ihrem Frauen- und Sex-Hass waren oder die aktuellen islamistischen Fundamentalisten, die anscheinend mittels ihrer blutigen Attentate beweisen wollten, zumindest die Wahrheit für sich gepachtet zu haben.
Die Wahrheit – o welche Blasphemie! Die Wahrheit, herausgeplerrt aus solchen von Hass verzerrten Gesichtern! Wem wohl mochte eine solche Wahrheit nützen?!
Ein gewichtiges Problem schien Eisenbleu, überhaupt in der weitverbreiteten Intoleranz zu liegen. Und hier besonders die Frage betreffend, ob man eigentlich gegen Intoleranz intolerant sein dürfe?! Eisenbleu dazu: „Ungern, aber vermutlich notwendigerweise …“
Intoleranz gegenüber Intoleranten empfand er also als ein schwerwiegendes Problem … Freilich, seine Feinde zu lieben, das lehnte der streitbare Eisenbleu entschieden ab. Darin vermochte er höchstens eine „penetrant legendär-biblische Anweisung von rein theoretischer Bedeutung“ zu sehen; und das, „trotz ihrer überaus salbungsvollen Attitüde“.
Zudem: „Wer seine Feinde liebt, lässt es immerhin an der rechten Haltung seinen Freunden gegenüber fehlen.“ (Da er selbst kaum Freunde hatte, stellte sich für ihn die Frage außerdem erst gar nicht.)
Ach ja: An Jesus gefiel ihm, sollte der Bursche (als Mensch) tatsächlich gelebt haben, zwar seine – überlieferte – Unangepasstheit in einigen Belangen; ansonsten ließ er ihn eher kalt.
Freilich, wenn der Mann aus Nazareth tatsächlich etwas getan habe, da war sich Franz Wilhelm Eisenbleu sicher, wofür er den Tod am Kreuz verdient hätte, dann wäre das sein Geklingel der Humanität in der berühmten Bergpredigt gewesen: ein Heilsschmus, der die Menschheit in der Folge millionenfach hinters Licht geführt habe; mit bloß einem kleinen Fehler, nämlich: zu schön um wahr zu sein …
Allerdings stand Autor Eisenbleu weiterhin für seinen eigenen griffigen Slogan: „Ich bin für frische Winde und gegen alte Furze!“
Ja, nun. Wenn er es für unabdingbar hielt, so vermochte er, immer wieder recht deutlich, vielleicht sogar: überdeutlich zu werden. Und wer solchen Eisenbleu-Angriffen ausgesetzt war, hatte in der Tat nichts zu lachen. (Freilich mussten die Opfer des streitbaren Autors ihrerseits schon in massiver Weise seinen Zorn erregt und seinen Unwillen heraufbeschworen haben. Und so schnell geriet der wortgewandte Schriftsteller auch wiederum nicht in Rage. Doch wenn – dann … Übrigens konnte er, einmal tatsächlich in Rage, auch selbst recht leicht Opfer seiner eigenen Formulier-Wut werden und quasi bewusst über das Ziel hinaus schießen. Vielleicht tat ihm das nachher sogar leid. Doch da war die verbale Katze schon aus dem engen Sack der Konventionen geschlüpft …)
So schrieb er in einem fast schon skandalisierten Essay („Ich sehe schwarz!“): „Mit einem Mal übermannte mich die Erinnerung an zwei – nein: drei – fette Negerinnen mit riesigen Kinderwägen, die gerade erst eine Straßenbahn der Linie 7 geentert hatten, in der unglücklicherweise auch ich mich befand. Es waren fürchterliche Weiber, das. Ihre dicken Ärsche schienen, obwohl die neugeborenen Nergerlein ohnedies längst in ihren riesig dimensionierten Buggys lagen, immer noch bedrohlich hochschwanger. Geballte Östrogenitalität, schoss es mir durch mein von diesem Alb(tag)traum gemartertes Hirn.
Eine Revolution lag da vermutlich in der Luft, und die – hier allem Anschein nach zumindest: versuchte – Blockade des Tramway-Zugs mittels der Riesen-Kindergefährte der schwarzen Arschtrommeln schien nur ihr Anfang zu sein.
Und wir würden wieder einmal den Kürzeren ziehen.
Denn die männlichen Neger-Partner, die zu den vor Siegessicherheit schon schwitzenden dunkelhäutigen Vetteln da in der Tram gehörten und die inzwischen vermutlich aggressiv-erregt daheim, in ihren Sozialwohnungen, auf dem mit Tigerfellen bedeckten Lager herumlungerten, würden uns – wenn es sein musste: gleich von hinten – ihre gewaltigen Negerschwänze in unsere armen weißen Ärsche rammen.“
Das machte unruhiges Blut. Und unter dem Vorwand, ihm doch nach wie vor nur Gutes zu wollen, mahnte ihn sogar ein einigermaßen besonnener Kulturpolitiker (allerdings: einer aus der dritten, vierten Reihe) vorsichtig und sehr höflich zu einer gewissen Mäßigung. („Besonders in der aktuellen Flüchtlingsdebatte …, und überhaupt …, wo es doch mit der Integration hinten und vorne nicht so recht klappen will …“)
Kurz: Seine plastische Schilderung – ohne Zweifel die literarische Überhöhung einer Momentaufnahme der in ihrem Ur-Grund vielleicht sogar verständlichen, allgemein-menschlichen Angst dem auch genetisch (vermeintlich) Überlegenen gegenüber – stieß zu großem Teil auf Ablehnung. Und so war es nicht weiter verwunderlich, dass sich ein wahrer Shitstorm über Franz Wilhelm Eisenbleu ergoss. Per Internet.
Auf Facebook und Twitter hagelte es nur so zum Teil krasseste Beschimpfungen, und anonyme wie auch namentlich zeichnende Internet-User nannten den Schreiber des oben zitierten Essays, Eisenbleu also, zumindest ein blödes Arschloch, einen superperversen Schwanzlutscher (?!) und einen schwulen Islamisten.
Doch fanden sich auch recht seltsame – und ihrer Begründung aus dem Zusammenhang nach ebenfalls nicht so recht deutbare – Bezeichnungen für ihn, wie etwa uralter Kommunist, beschissener Terroristenschädel, KZ-Überbleibsel und ewiger Saujud.
Erstaunlicherweise (oder auch nicht) gab es indes auch eine gewaltige Zahl an zustimmenden Statements; just von der Seite, von der Eisenbleu aber schon absolut nie irgendein Lob ausgesprochen haben wollte. Denn die – zugegeben: recht handfeste und drastische – Ironie, deren er sich bedient hatte, sie hätte doch eigentlich jeden mitdenkenden Leser davon überzeugen müssen, dass der Schreiber dieses Doppel-Pamphlets in Wahrheit absolut nichts gegen Neger hatte, also gegen Angehöriger afrikanischer Stämme, Sippen und Staaten; dass sein Essay vielmehr bloß eine leider weitverbreitete Ansicht entlarven und solcherart endlich einmal auf den allgemeinen Meinungsprüfstand hieven sollte. (Doppel-Pamphlet: Klar doch, die Botschaft war gerade deshalb in so eindeutig harschem Ton abgefasst, damit die Satire möglichst für jeden, auch bloß ein bisschen Mitdenkenden klar werde …)
Doch die vom rechten Rand fühlten sich allein schon durch die Drastik und die hinlänglich bekannte Wortwahl angesprochen. Sie hielten ihn mit einem Mal für einen der irren Ihren …
Im Gegenteil, schwarze Babys seien etwas durchaus Hübsches, lautete der Tenor einiger der gezwitscherten Meinungen. Und ganz allgemein möge sich die hiesige Bevölkerung doch, bitte sehr, vom vorbildlichen Verhalten unserer afrikanischen Gäste, gerade, was das Thema Fertilität und Kindersegen beträfe, am besten noch etwas abschauen … (Hier verselbständigte sich das Thema dann überhaupt vom grundlegenden, parodistisch gemeinten Urtext weg.)
Es soll indes auch nicht verschwiegen werden, dass sich Franz Wilhelm Eisenbleu prinzipiell recht wohl fühlte in der Rolle des Buhmanns und Prügelknaben. (Er wusste immerhin, in Wirklichkeit ja absolut kein Feind der Schwarzen zu sein; eher schon einer der meist so bieder wirkenden Hiesigen. Besonders, wenn die dann, mit ihresgleichen im Bierdampf beisammen hockend, ihre total gestörten gestrigen und vorgestrigen Ansichten und Scheinargumente aus den alten nationalen Vorratskammern holten und in Großmütter- wie Großväter-Sitte die diversen Übermensch-Sentenzen aus ultra-brauner NS-Fabrikation ausbrüteten, aufwärmten und zum Besten gaben wie längst abgestanden-ranzige Einmachsuppe …)
Freilich, auch in der Weltpolitik fand Franz Wilhelm Eisenbleu ein lohnendes Feld zum Abarbeiten. Da konnte er sich nicht nur an den sogenannten (gleichwohl: fragwürdigen) Größen reiben, an Angela Merkel, Barack Obama oder Wladimir Putin et cetera, sondern auch und besonders am sogenannten mittleren Management, also bei der Europäischen Union in Brüssel und/oder Straßburg und bei den Vereinten Nationen.
Besonders die weitestgehend beschämende Rolle der EU und ihr dilettantisches Herum-Experimentieren an Quoten und Formalismen in der brennend-akuten Flüchtlingskrise zum Beispiel brachte seinen Zorn zum Glühen. Überhaupt eine meist a priori zum Scheitern verurteilte, weil stümperhaft angegangene Integration und nicht zuletzt die völlig missverstandene Entwicklungszusammenarbeit – das waren für Eisenbleu echte Reizworte.
„Ja, ohne Brüssel wären wir längst nicht dort, wo wir sind“, schrieb er zum Exempel, „denn dann wüssten die – ohnedies grottenschlechten – Einzelregierungen der funktionsuntüchtigen Pseudo-Gemeinschaft nicht einmal, wohin mit allen ihren nationalen Polit-Versagern, mit den inkompetenten Ministern und Ex-Premiers der einzelnen Staaten und mit den Dummköpfen auf Länderebene, die längst im eigenen Bereich bewiesen haben, dass sie für rein gar nichts zu gebrauchen sind!“ Und auch den Massen an EU-Beamten attestierte er „wenn schon etwas, dann optimal ausgebildete Hohl- und Aufgeblasenheit“.
Neben der allgemeinen Inkompetenz bei EU und UNO, egal ob in Brüssel oder in Strasbourg, Genf, Wien oder New York, erregte eine allgemeine, tatsächlich sämtliche Grenzen überschreitende Freunderl- und Pfründenwirtschaft den Mahner Eisenbleu. Gegen das, was sich hier unter diversen Bettdecken ganz geheim, aber auch ungeniert und halb-öffentlich tue, seien vergleichsweise sogar die Freimaurer-Mauscheleien „der ,Großen Loge Royal York‘ zur Freundschaft bei allen Logen Deutschlands“, deren Bevollmächtigter Repräsentant der selige Karl August Böttiger gewesen war, nichts! Ein Schas!
Außerdem ahnte der kritische Autor in der Europäischen Union längst schon wesentlich mehr Sprünge als Mörtel des Zusammenhalts. Übrigens: Auch der ach so hochgelobte Euro war für Eisenbleu ein ausgemachter Popanz, ein neues Goldenes Kalb eben.
„Ja, Leute, diese insgesamt unsägliche EU ist längst schon“, schrieb er in einem flammenden Essay („Vom Fressen der Kröte“), „ein Synonym für Miss-Planung und angewandte Idiotie auf hoher, sogar auf höchster Ebene! Aus dem Nichts ist sie gewachsen – zumindest aus keinem guten Geist heraus -, zu Nichts wird sie bald wieder werden. Gelobt sei der Verein der korrupten Dummschwätzer und ahnungslosen Sozialromantiker! Amen.“
Das fand nicht nur Zustimmung, wie man sich denken kann.
Oder: „Selbst wenn man der einigermaßen blauäugigen und ziemlich skurrilen Meinung anhinge, im Parlament eines demokratischen Staates sollten annähernd paritätisch verschiedene Bevölkerungsgruppen, Berufe, naturgemäß die beiden Geschlechter, auch Begabungen, Talente und Ausrichtungen vertreten sein, würde das einen derartig hohen Anteil an geistiger und charakterlicher Ausschussware wie in Brüssel und Strasbourg (aber auch in London, Berlin, Paris, Budapest und Wien) nicht rechtfertigen können!“
Damit eckte Eisenbleu an. (Wenn auch manche zustimmten. Und eine dritte Gruppe nicht wusste, was mit anhinge und Parlament überhaupt gemeint sein könnte …)
Ja, doch, auch dafür gab es verbale Ohrfeigen en masse – im Internet, in den sozialen Netzwerken und per Mail, in Leserbriefen wie per Post. Sogar Leute, die ihr Lebtag lang keine politischen oder wirtschaftlichen Kommentare (oder gar Pamphlete, Glossen oder politische Thesen) gelesen hatten, meldeten sich auf unflätigste Weise zu Wort.
Man schoss sich wieder einmal auf Franz Wilhelm Eisenbleu ein.
Doch konnte ihn das, im Grund genommen, „überhaupt nicht aus der Rage bringen“, wie Freund Primus Inter es, überspitzt wie immer, zu formulieren verstand. Im Gegenteil: Durch die meist dummdreisten Reaktionen seiner Feinde animiert, durchforstete Eisenbleu sein Verbal-Arsenal nach umso zündenderen Ideen-Sprengköpfen. Und schoss akkurat retour.
Das galt freilich nicht nur bei den vielschichtigen Problemen der Europäischen Union oder den schier diabolischen globalen Wirtschaftsverflechtungen: Nicht minder scharf attackierte der Autor die weltumspannenden infamen Spionage- und Abhör-Schweinereien, routinemäßig verübt durch NSA, CIA, BND et cetera, die, wenn überhaupt etwas bewiesen, dann die Tatsache, dass in Wahrheit ohnedies niemand dem anderen traute. Unter lauter Freunden … (Gut, solche Freunde, wie sie hier zur Verfügung standen, hätte er sich in der Tat niemals ausgesucht! Da blieb er lieber und auf ewige Zeiten allein!)
Was die internationale gegenseitige Observanz betraf, empfand er sich eines Sinnes mit dem Schriftsteller-Kollegen Heinrich Steinfest, der zum Thema Spionage und Abhörattacken am Anfang des neuen Jahrtausends in seinem lesenswerten Roman „Das grüne Rollo“ (2015) anmerkt: „Die Abhörerei, die noch zu Beginn dieses Jahrhunderts die Gesellschaft stark geprägt hatte, war passé. Es hatte sich ausgehört. Nicht aus moralischen Gründen, natürlich nicht, aber irgendwann war die ganze Überwachung kollabiert: Eine gigantische Masse aus Informationen hatte sich gleich einer zweiten Atmosphäre um die Erde gelegt, allerdings einer Atmosphäre von der Art wie der auf der Venus. Ein ungeheurer Druck, der schließlich zur Implosion der Abhörer geführt hatte.“ – Und wie dieses? – „Es war allen Ernstes ein letztes kleines Wort gewesen, das irgendein Kind an irgendeinem Ort der Welt zu seinem Freund am Telefon gesagt hatte, nichts Schlimmes, irgend so ein ,Fuck you!‘ oder ,Der neue Godzilla ist scheiße!‘, keine Attentatsdrohung, nichts erkennbare Islamistisches, nur eine sehr bescheidene Obszönität. Aber genau dieses eine Wörtchen war das eine zuviel gewesen.“ Die Folge: Es steigerte den weltweiten Informationsdruck um das entscheidende Quentchen, sodass der in sich vernetzte Korpus der Beobachtung vollkommen zusammenbrach und ein Totalausfall sämtlicher Beobachtungssysteme für mehrere Wochen steinzeitliche Verhältnisse schuf.“ (Heinrich Steinfels, Das grüne Rollo. München 2015. – Zu den bizarren Blüten, wie sie die globale Spionage treibt, auch: Jonathan Franzen, Unschuld. Reinbek bei Hamburg 2015.)
„Egal! Abhören und ausspionieren, hin oder her – wir müssen endlich sagen, was Sache ist. Und die Scheiße beim Namen nennen!“ Diesem, seinem Wahlspruch fühlte er sich nach wie vor und stets aufs Neue verpflichtet. Außerdem: Kalmieren war Eisenbleus Sache nicht.
So lagen die Dinge eben, wie sie lagen.
Übrigens: Auch Freund Primus ergötzte sich an des Schriftstellers bitterbösen essayistischen Aussagen; und das nicht nur in der – zugegeben: deftigen – Negerinnen-Frage; wie an den mehr als bloß eigenartigen Reaktionen. Aber auch Dr. Inter war erfreut darüber, dass mögliche positive oder zustimmende Äußerungen von einer Seite, mit der sie beide aber schon gar nichts zu tun haben wollten, weiterhin in der Minderzahl blieben: nämlich von ganz Rechts. Denn junge wie alte Nazis (und somit echte Rassisten) waren weder von Eisenbleu noch von Inter als Ansprechpartner oder gar als Gesinnungsgenossen erwünscht.
Dr. Primus Inter kommentierte übrigens die von der empörten Allgemeinheit derart inkriminierte Afrikanerinnen-Passage des Freundes bei einem gemütlichen gemeinsamen Umtrunk lakonisch: „Ich sehe, da tun sich, schlicht und ergreifend, wieder einmal Abgründe auf! Abgründe …“ Um in seinem geliebten Latein anzuschließen: Ergo bibamus!
Wenn jemand wie Franz Wilhelm Eisenbleu daran gelegen war, sein Schrifttum, seine kritischen Äußerungen und vor allem seine verbalen Angriffe entsprechend veröffentlicht zu sehen, musste er etwas für die Verbreitung seines Œuvre tun. Und auch hierbei erwies sich der Autor – besonders im lange schon geübten perfekten Zusammenspiel mit Freund Primus Inter – als durchaus geschickt. Er nutzte seine Möglichkeiten.
Ach ja: Abgründe taten sich für Eisenbleu auch auf, sah er auf die aktuelle literarische Produktion. Besonders im deutschsprachigen Raum. Hatte Karl Kraus in seinem Aufsatz „Die demolierte Literatur“ (1899) noch unter anderem dem Untergang der – vor allem: Wiener – Literaten-Cafés (Mit-)Schuld am delirierenden Zustand der Schreibkunst geben können, so musste Eisenbleu seine durchaus schmerzhafte Lage eingestehen, in die ihn die (vor allem deutschsprachige) Gegenwartsschreibe selbst regelmäßig brachte. Denn was manche Damen und Herren Autoren da so von sich gaben und absonderten, kotzte ihn in der Tat an.
Da herrschten Gewäsch und Geschwätz vor, ausgestoßen (artikuliert müsste in diesem Zusammenhang als unverantwortlicher Euphemismus bezeichnet werden!), ausgestoßen also, ausgerülpst und ausgespien, von seekranken Passagieren und Leichtmatrosen auf schwankenden Planken weitestgehend nicht einmal eingeschränkt seetüchtiger Sprach-Boote. Von Passagieren und Leichtmatrosen, die gegen ihren Willen und somit geistigen Galeeren-Sklaven ähnlich, mit unbekannter Destination dahintrieben; ohne irgendeinen Tiefgang sowie ohne jegliche Aussicht auf Errettung aus augenscheinlicher Seenot. Bei einer Windstärke, bei der sich sogar eingefleischte Seebären in den Pelz machen müssten …
Geistig abgemagerte Poetinnen und Poeten brabbelten da etwas aus ihrer – oft in der Tat: makabren – Herkunft, aus den quasi unterirdischen Grotten europäisch-orientalischer Unzuläglichkeiten nationaler und historischer Un-Art daher. Von Feinden faselten sie und von den bekanntermaßen unmenschlichen Systemen. Warum? – Um (im Unterschied zu ihren tatsächlich geschundenen, unterdrückten und exekutierten Vorfahren) aus dem Leidensweg ihrer Altvorderen wenigstens ein bisschen Kapital schlagen zu können. Die solcherart dargestellte Wahrheit hatte nur den kleinen Schönheitsfehler, dass viele der geschilderten Gräueltaten vice versa auch an der Tagesordnung waren; was sie zwar beileibe um nichts besser machte, aber der Ordnung halber der Erwähnung vielleicht doch wert gewesen wäre …
Doch diese neue neue Sachlichkeit – in Wahrheit eine etwas anders geschminkte alte Larmoyanz – gebot es den Schreiberinnen und Schreibern, ex denso darzulegen, wie die blutrünstigen Anderen, die nun einmal am Unter-Drücker waren, die (in der Tat keineswegs beneidenswerte) Großeltern- und Elterngeneration der Skribenten behandelt hatten.
Da erpresste eine Schriftsteller-Generation schamlos Mitleid, Entschuldigung und daraus resultierend: Unterstützung und Förderung von der heutigen Gesellschaft; basierend und rechtsabgeleitet auf und aus Blutzoll und Pein ihrer eigenen Vorfahren. Die Nachkommen der Verbrecher hätten eben die verdammte Pflicht, eingedenk der übergroßen Schuld ihrer Väter und Großväter, jetzt zumindest die noch so obskuren Machwerke der schreibenden Opfer-Kinder zu kaufen und so ihr Scherflein zu deren finanziellem Fortkommen zu leisten.
„Und das alles meist in bloß äußerst fragwürdiger sprachlicher Beherrschung des zum Brechen gespannten Bogens, den doch in Wahrheit am ehesten noch gegenseitiges Verstehen-Wollen zu lockern in der Lage sein hätte können.“ (So Eisenbleus total schiefes Bild von der total schiefen Sache. Ergo: adäquat …)
Nein, Franz Wilhelm Eisenbleu war kein Schönredner und Gefühlsdusler. Daher nervten ihn Schönreden und Gefühlsduselei auch immer. Er war für Versöhnung. Er trat stets indes auch immer wieder dafür ein, alles nur Mögliche gegen das Vergessen früher (und heute!) begangener Verbrechen zu unternehmen. Verbrechen an politisch anders Denkenden, anders Orientierten oder rassisch anderen – sie sollten niemals vergessen werden! Nur das Wie dieser Aufarbeitung, es sollte den Anlässen und vor allem: der Menschenwürde entsprechen. Die blindlings alles anpissende Larmoyanz mancher Schreiberlinge machte indes aus Versöhnung leider Verhöhnung. Und das ging ihm an die Nieren, auf den Sack, auf die Nerven.
Denn hier wurde – neben Langeweile und meist schlechtem Stil – erst recht wieder Ideologie (mitunter auch Religion, sicher indes immer: Tradition) vermittelt.
Und die brauchte es seiner Meinung nach nun einmal nicht.
Abgesehen von nur zu oft fehlenden (Erzähl-)Strukturen und (Schreib-)Gerüsten verwunderte ihn übrigens auch die Unverfrorenheit, mit der manche Jung-Autoren und -Autorinnen ihr weitgehend uninteressantes Ego erst einmal der Erwähnung für wert fanden. Und sich so nackt, bloß und mit durchaus freudvoll exhibitionistischer Attitüde dem potenziellen Leser/Käufer an den Bettrand prostituierten. Diesen Brüdern und Schwestern galt anscheinend weder die Poetik etwas, die nach der Weise fragte, wie offensichtliche Bedeutung und Wirkung entstanden, noch die Hermeneutik, die bei den Texten selbst nachzufragen begann; auf der Suche nach (unter Umständen auch: neuen) Be-Deutungen …
Diese Literatur war allem Anschein nach so genügsam, dass der zu unterstellende gute Wille der sie Betreibenden allein schon ausreichen musste, sie als lesenswert zu apostrophieren.
Das war freilich nicht Franz Wilhelm Eisenbleus Ansicht.
Für ihn hatte das geschriebene Wort nicht nur quasi naiv-ehrlich zu sein und wahrhaft. Vielmehr sollten, seiner Meinung nach, in der Schriftstellerei noch andere Kriterien gelten – neben der vorauszusetzenden Redlichkeit (und Wahrhaftigkeit), nämlich in hohem Maße eine Art der Sprachverehrung und die Liebe zum Medium Sprache, dann die Lust am Formulieren und – wichtig! – der Drang zu unterhalten.
Eisenbleus Essays, Erzählungen und Kampfansagen gegen Gott und die Welt, seine (wie er es nannte:) moralischen Schriften, die Glossen auch, die bissigen Kommentare und Pamphlete, sie fanden sich regelmäßig in den einschlägigen Zeitschriften und Magazinen, in den entsprechenden Anthologien und diversen Schriftreihen (teilweise, zugegeben: obskurer Provenienz …), so lange es diese Periodika noch gab. Doch sah die Zukunft auch der satirischen Printprodukte nicht eben rosig aus.
Nein, diese Zukunft schien mehr als ungewiss. Hier wie überhaupt in den meisten geistigen Belangen, in denen sich intelligente Kritik früher, vor gar nicht so langer Zeit noch, schier anstandslos (sic!) etablieren hatte können, breitete sich zusehends intellektuelles Brachland aus. (Doch die gehobenen Zeitschriften und Magazine, an denen etwa Karl August Böttiger noch wichtige Herausgeber-Mitarbeit geleistet hatte, zum Beispiel: der von Christoph Martin Wieland initiierte „Neue Teutsche Merkur“, Friedrich Justin Bertuchs „Journal des Luxus und der Moden“ wie auch dessen Zeitschrift „London und Paris“ und die „Neueste Weltkunde“ sowie das „Morgenblatt für gebildete Stände“ von Johann Friedrich Cotta, auch sie gab es lägst nicht mehr. Sic transit gloria mundi …)
Seit einiger Zeit schon offerierte sich allerdings vermehrt das Internet als noch relativ neue und weitgehend barrierefreie Plattform der Mitteilungen. Und dieses Forum faszinierte den streitbaren Moralisten und satirischen Täuscher in zunehmendem Maß. Daher war dann die Idee eines Internet-Fortsetzungsromans, von der und von dem im kommenden Kapitel ausführlicher die Rede sein soll, eigentlich eine durchaus naheliegende.
… dem …
Warum just der Internet-Fortsetzungsroman? Die Antwort lag im Grund genommen auf der Hand. Einerseits war gerade der in kleinen Lesehappen periodisch zu verabreichende Prosa-Genuss, wie er zur Hochblüte des Zeitungs- sowie des Journal- und Magazin-Wesens, ausgehend vom angelsächsischen Sprachraum, im 19. Jahrhundert also und bis in die 1920- und 1930er Jahre, im Schwange war, eine damals vermutlich Leser-adäquate Form des Lektüre-Angebots. Durch klingende Namen – von Charles Dickens und Oscar Wilde, Edgar Allan Poe und Charles Baudelaire; aber auch von deutschen Autoren, von Heinrich Clauen bis Hedwig Courths-Mahler, zudem bestens eingeführt. (Als Erfinder in unseren Breiten kann Friedrich Schiller mit seinem Fortsetzungsroman „Der Geisterseher“ [1787, in der Rheinischen Thalia; siehe Rüdiger Safranski, Schiller. Frankfurt am Main 2016] bezeichnet werden. Im Gefolge des Romans in Fortsetzungen fand übrigens auch der Comic[-Strip] Eingang ins Zeitungswesen und sollte peu à peu zu einer durchaus vitalen, literarisch-grafischen Kunstform erblühen.) Aber eben – printmedial fundiert.
Im Zeitalter der Rudimentär-Kommunikation via SMS, auf Mobiltelefon bis Smartphone, in der Ära von Facebook, Twitter und diversen ähnlichen Internet-Foren musste man, stets im Blickfeld freilich von Google und Microsoft, ganz einfach den unserer Zeit und ihrer Stilistik entsprechenden neuen Fortsetzungsroman erfinden! Ja, doch! Gepaart mit der stets lauernden Sensationsgier der Leute sowie mit ihrer unbändigen Lust an ständigen, möglichst unanständigen Indiskretionen, Schlüpfrigkeiten und handfesten Schweinereien musste das ganz einfach zum medienaffinen Optimalfall eines brandneuen Projekts werden!
Der Internet-Schlüssel-Fortsetzungsroman gehörte ganz entschieden her!
Scheiße in Klarsichtfolie im World Wide Web. Scharfe Lutschbonbons für Analphabeten (oder sonst irgendwie Anal-Fixierte). Möglichst Untergriffiges für Begriffsstutzige inklusive.
Das musste es sein, ja!
Über technische Gegebenheiten wollte sich Franz Wilhelm Eisenbleu erst gar keine Gedanken machen. Das sollte schließlich nicht seine Sache sein. Nein, der technische Ablauf bedurfte einer Crew aus möglichst schlauen IT-Experten, Programmierern und Computer-Fachleuten. (Die stellte ihm der unter anderem auch diesbezüglich durchaus taffe Dr. Inter zusammen.) Er – er trug das Wissen. Das sollte genügen.
Denn wie sagt es der Titel-Held in Bertolt Brechts „Geschichten vom Herrn Keuner“ schon so treffend? „Wer das Wissen trägt, der darf nicht kämpfen; noch die Wahrheit sagen; noch einen Dienst erweisen; noch nicht essen; noch die Ehrungen ausschlagen; noch kenntlich sein. Wer das Wissen trägt, hat von allen Tugenden nur eine: dass er das Wissen trägt“ … (1930).
Zwar waren Franz Wilhelm Eisenbleu durch lange Zeit schon immer wieder von einigen (und auch angeblich gut-meinenden) Seiten zum Teil recht erhebliche Geldsummen angetragen worden, wenn er bloß auf die Erwähnung der betreffenden Personen in seinen künftigen Schriften verzichten möchte …, doch das war alles längst nichts gegen die Befriedigung, die es ihm nun einmal – zumindest jetzt noch – bedeutete, die Leute, die ihm zuwider waren, so richtig schön anzupatzen und mit Kot zu bewerfen.
Und das würde sich auch auf dem neuzuerobernden Terrain, im Bereich des Internet-Fortsetzungsromans, keinesfalls ändern.
Nein, Eisenbleu scheute keinen Affront, und stieg mit Bedacht in manches Fettnäpfchen. Das sollte auch für die Zukunft noch so manche satte Überraschung garantieren …
Und er erhielt durchaus auch Zuspruch. (Nicht selten: von weitgehend unerwarteter Seite.)
Die Mehrzahl der potenziellen Opfer Eisenbeulscher Angriffe per Internet-Roman schien indes pikiert. Man lehnte das, was sich da anbahnte (und wovon einiges bereits gezielt durchgesickert war), ziemlich rigoros ab.
„Untersteh dich, Franz Wilhelm, und hör auf die Idioten!“ So mahnte etwa Freund Primus Inter. „Bitte, bring mich auch zukünftig nicht um den Genuss, deine sprudelnden Tiraden zu absorbieren – wie Manna in unserer Wüste! Manna, ja, und Ambrosia!“ Und der belesene Feuilletonist fügte noch hinzu: „Schalet ist es gar, die Gottesspeise, von der uns Heinrich Heine in Romanzero schreibt!“
Doch nicht viele sahen das so unerregt, bildungsaffin und von der humoristischen Seite, was Franz Wilhelm Eisenbleu da so ungeniert auszubrüten schien.
Aber – bitte! Sollte dieses Schwein Eisenbleu es freilich vorziehen, eines schönen Morgens mit aufgeschlitzter Kehle in seinem Himmelbettchen zu erwachen – auch gut! So lautete der einigermaßen aggressiven Tenor der an ihn adressierten Mail-Post.
Und: Er werde schon noch sehen, wohin das alles führen werde, so lose Rede und so lose, arschige Aburteilung! In den Würsten werde er landen … Wir sind die Macht, du Arsch!
Und: Ob er eigentlich glaube, noch sicher sein zu können, dass es seinen geliebten Katzen wohl auch weiterhin gut gehen werde? (Da bedauerte Eisenbleu die Erwähnung seiner vier tierisch-edlen Gefährten und die ganze dumme Home-Story, die er anzufertigen erlaubt hatte vor einem halben Jahr! Noch dazu: Da hatte ihn eine alte dumme Bekannte aus seiner eigenen Journalisten-Zeit, nämlich die unselige Mignon Schleuder-Blunckh, wegen einer Geschichte über sein Privates et cetera für ihr Käseblatt namens Femme quartale regelrecht bekniet. Eine Home-Story also. Eisenbleu hatte schließlich ihrer Bitte – und wohl auch ein wenig seiner Rest-Eitelkeit – in alter Kollegialität und Kameraderie nachgegeben … Und seither wusste also alle Welt [?!] von seinen entzückenden Katzen, von Blue, von Frau Minka, von Fritzchen und von von Strasbourg.)
Aber was hatte man gegen ihn? Sagte er – mitunter ins Groteske überhöht vielleicht, vielleicht auch etwas zu zynisch, sarkastisch, ironisch, wie auch immer – nicht ohnedies die Wahrheit? Schrieb er denn nicht, verdammt noch mal!, was ohnehin alle Denkenden längst wussten?
Noch dazu log Eisenbleu so gut wie nie, er überspitzte vielleicht mitunter. Etwa im Fall der beiden mittleren Bühnengrößen Isabella Wonnengau und Maresi Seipel, die nun wirklich ziemliche Lemuren waren, schwache Darstellerinnen und insgesamt bloß zwei miese, Publicity-geile Weiber. Dass die beiden angeblich ein praktizierendes Lesben-Pärchen waren, interessierte die Meute ringsum vermutlich mehr als den Autor selbst, der zudem nur einen mageren Nebensatz auf die tatsächliche (oder anzunehmende) sexuelle Ausrichtung der beiden weitestgehend talentfreien Favoritinnen des alten fetten Schauspielintendanten Markus Felix Ruckscheider verwendet hatte. (Und außerdem war der betreffende Passus in der Erzählung „Der Megalith“ gestanden, der hauptsächlich von der – größtenteils missglückten – Restitution von Nazi-Raubkunst in der Nähe von Bad Aussee handelte. Der Wonnengau/Seipel-Anteil an der ganzen Sache war also überhaupt bloß marginal.)
Doch würde die Internet-Meute, selbst sehr wohl gewohnt, sich auf Facebook auszurotzen und auf Twitter ingrimmig und wohl auch unflätig Dampf abzulassen, nicht bloß arten, was da von ihm käme, um sich, in Manier der Aasgeier, darauf und auf ihn zu stürzen?
Das Buch, selbst die Illustrierte, das Journal und Magazin, ja, selbst die Tageszeitung, sie mochten alle immerhin für den Autor, für den Veröffentlicher, noch einen gewissen Schutz bieten. Auch wenn er sich just durch das Medium in Gefahr begab, für einen Artikel oder auch bloß für eine Passage, für einen Ausdruck oder eine Floskel, später auf dem Pranger der Öffentlichkeit zu landen.
Doch das Internet war für viele (auch und gerade: dümmliche) User eine Art Stammtisch mit den bekannt rauen Stammtischregeln (nämlich meist denen des Stärkeren, Lauteren und am schrillsten Geifernden) und erfüllt von der – wenn auch irrigen – Ansicht, alles, was man selber hier sage, sage man unter dem Schutzschirm der Meinungs-Freiheit. Das war nicht der Kampfplatz, wo die feinen Klingen gekreuzt wurden, wo Argumente auf einander prallen konnten und These wie Antithese zu vertreten waren.
Mitnichten.
Hier herrschte das Faustrecht des Primitiveren.
Ach ja – und womöglich auch das gesunde Volksempfinden!
Würde Franz Wilhelm Eisenbleu hier auch nur eine Mini-Chance haben zu obsiegen?
Oder war vielmehr sein Ende ohnedies schon abzusehen?
Angesichts der vielen schlimmen Möglichkeiten, der Fallstricke und Imponderabilien keimten selbst im sonst eher zu hundert Prozent auf den Freund und seine Projekte zählenden Dr. Inter leise Zweifel. (Abgründe, … o ja! Schlicht und ergreifend Abgründe … So dachte er im Stillen. Nach außen hin freilich und besonders Eisenbleu gegenüber gab er sich siegessicher.)
… andern.
„Zwar bin ich, wie du weißt, grundsätzlich Pazifist“, äußerte sich Eisenbleu im Glanz seiner geschmacklosen Seidenweste mit dem dazu durchaus scheußlich harmonierendem Einstecktuch, „aber hin und wieder, da muss man …“ Was man hin und wieder musste, ließ der streitbare Schriftsteller offen. Primus Inter verstand auch so. Immerhin war die erste Folge des Internetfortsetzungsromans, betitelt „Goldene Zeiten, weit und breit“ seit Kurzem on Air.
Und ein Zurückholen gab es im Medium Internet nicht.
„Auch Pazifisten müssen sich manchmal bewaffnen“, fuhr Eisenbleu nach einem langen Schluck vom guten Rotwein fort. Und der journalistische Intimus des Verbal-Revolutionärs pflichtete diesem durch leichtes Kopfnicken bei.
„Im Umgang mit der entfesselten Wirtschaft, der vom maroden Banken- und Börsenwesen weitestgehend infizierten Finanz und einer von diesen wilden Gesellen geknebelten und gegängelten Politik der Unverantwortlichkeit, im Umgang mit diesen Pferde-losen, doch weltweit Computer-vernetzten apokalyptischen Reitern muss auch der Kritiker und Mahner zumindest die Handhabung der Waffen beherrschen! Ja, Primus, wir haben uns, schlicht und ergreifend“, und Eisenbleu lächelte selbst ob der Anleihe beim Wortschatz des Freundes, „Fachbegriffe wie den Vorhaltepunkt und andere Termini technici aus dem Bereich der Ballistik und der allgemeinen Strategie zu eigen zu machen! Wie wir uns und den anderen sogar unsere Bereitschaft zur Selbstverteidigung – zunächst der intellektuellen, aber auch der tatsächlich kriegerischen – augenfällig beweisen müssen, sie vielleicht sogar, wenn es nicht anders geht, als Angriff formulieren werden!“
„Doch, doch …“, erwiderte Inter, abwägend. Dann, nach einem mindestens gleichlangen Schluck vom guten Roten, nickte er anerkennend. „Ja, du hast recht, Franz Wilhelm.“
„Das ist unvermeidlich“, setzte Eisenbleu bekräftigend hinzu. „So wie wir auch die Philosophen gelesen haben, mit deren Meinung wir partout nicht übereinstimmen konnten, so wie wir die, bei uns zugegeben: wenig geliebte Bibel und sogar den weitgehend unlesbaren Koran durchforstet haben und noch so manche andere missliebige Schrift missliebiger Autoren, so dürfen wir uns jetzt ebenso auf keinen Fall das Wort verbieten lassen. Egal von wem!“ Er hob, das soeben Gesagte bekräftigend, sein Glas. „Prost!“
„Ja, Prosit!“, sagte Dr. Inter. (Und er dachte: Abgründe tun sich da auf, schlicht und ergreifend, Abgründe …! Aber, er hat nun einmal recht …) Doch ergänzte er seinen Wunsch laut durch ein sattes Per aspera ad astra.
Von hinten schlich der alte Oberkellner Carl, plattfüßig, aber nach wie vor loyal bis in die restlichen, lediglich überaus spärlichen Haupthaare über der dauergerunzelten Stirn heran. „Darf’s noch eine Bouteille sein, die Herren?“ (Als säße man bei Lutter und Wegner im Berlin der Romantik. Und als hieße man etwa E. T. A. Hoffmann und Ludwig Devrient …)
„Aber, ja doch, lieber Carl!“, antworteten die beiden Zecher fast unisono.
Alles Gute!
Das Angebot war dann doch zu verlockend.
Und eigentlich hatte sich Arsch Franz Wilhelm Eisenbleu mit den scheußlichen Westen aus Seidenstoff oder Brokat und den um nichts weniger idiotischen Einstecktüchern insgeheim immer nach einem gemütlichen Altensitz in der Karibik gesehnt. O ja, der würde auch seiner durchaus aufgeschlossenen Katzengemeinde gefallen, dieser Lebensabend, dort, unter Palmen, bei Mojito, Margarita und Sheba. Ja, das taugte ihnen: der Kartäusin Blue, Frau Minka, Fritzchen und auch dem heiklen Kater von Strasbourg.
Der Kulturjournalist Dr. Primus Inter nahm – nicht ganz unbeeinflusst vom überraschenden Ausstieg des Freundes – ebenfalls seinen Hut beim „Blick in die Zeit“ …, und ein dem allmählich als doch einigermaßen lästig Empfundenen länger schon, freilich inoffiziell, unterbreitetes Angebot zum Golden Handshake durch den Verlag. Er würde zu einer längst geplanten Weltreise in See stechen (nicht zuletzt, um seiner vierten, lange schon ziemlich versandeten Ehe zu entfliehen). Mit Franz Wilhelm Eisenbleu wollte er sich in wenigen Monaten dann auf einer feschen Insel in der Karibik treffen.
Und der Scheck, ein absolut gedeckter, selbstverständlich, ließ sich in der Tat sehen.
E N D E
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